Rezension

Lustige Geschichte für Klein und Groß

Winston - Ein Kater in geheimer Mission - Frauke Scheunemann

Winston - Ein Kater in geheimer Mission
von Frauke Scheunemann

Klappentext:
So ein Katerleben ist herrlich, findet Winston. Man kann den ganzen Tag gemütlich auf dem Sofa herumliegen und Geflügelleber mit Petersilie futtern. Lecker! Doch als Winstons Herrchen eine neue Haushälterin einstellt, die mit ihrer Tochter in die Wohnung einzieht, ist es aus mit der Ruhe: Kira und ihre Mutter haben nämlich jede Menge Probleme im Gepäck, und ehe er sichs versieht, steckt Winston mitten in einem echten Kriminalfall ... und kurz darauf – ach du heilige Ölsadine – auch noch im Körper eines Mädchens! Hilfe!!!

Einordnung:
- Winston: Ein Kater in geheimer Mission (Teil 1)
- Winston: Agent auf leisen Pfoten (Teil 2)

Rezension:
Das Buch hat mich wirklich in vielerlei Hinsicht überzeugt. Mit Kira, ihrer Mutter Anna, Professor Hagedorn und natürlich Winston werden direkt zu Beginn alle wichtigen Charaktere vorgestellt. Und sie sind mir allesamt sympathisch. Besonders der freundliche Physikprofessor hat es mir angetan, obwohl er weit weniger Auftritte hat als die anderen Personen. Als er im späteren Verlauf meist nur noch bei seinem Vornamen Werner genannt wird, habe ich auch mit dem verrückten Kopfschütteln aufhören können, durch das ich meine ehemalige Lehrerin aus dem Kopf bekommen wollte – Frau Hagedorn.
Direkt ins Auge gesprungen sind mir die witzigen Kapitelüberschriften. Nicht selten handelt es sich gleich um mehrere Sätze oder Satzfragmente. „Von Menschen und Ziegen. Und menschlichen Ziegen.“ ist nur ein Beispiel eines kreativen Titels, der die Handlung der nächsten Seiten gut, aber im Vorhinein nicht zu offensichtlich zusammen fasst.
Obwohl Winston zu Beginn der Geschichte ein verwöhnter, fauler, vornehmer und teilweise sogar arroganter Hauskater ist, lässt er immer wieder Ausdrücke wie „Heiliges Katzenklo!“ und „bei meinen Ölsardinen“ vom Stapel. Wann immer er das Verhalten der Menschen „zum Schnurrbarthaareausreißen“ findet, musste ich wirklich lachen. Alltägliche menschliche Flüche hat Frauke Scheunemann hier sehr geschickt auf die Katzenwelt übertragen.
Und nicht nur das, sie spielt auch auf die Rivalität zu anderen Tieren an. Natürlich ist Winston, seiner Meinung nach, als edler Rassekater Hunden intellektuell völlig überlegen. Doch nicht nur Hunde müssen für seine Geringschätzung herhalten, auch Mäuse bleiben nicht verschont, als Winston nach seinem durch einen Blitzeinschlag verursachten Körpertausch mit Kira froh ist, „katzenlebendig und nicht mausetot“ zu sein.
Die Logik hinter Kiras und Winstons Körpertausch hat mich wirklich überzeugt. Das war ein Punkt, um den ich von Anfang an gebangt habe. Gibt es eine vernünftige Erklärung oder muss ich die Tatsache hinnehmen, dass es jetzt einfach so ist? Ich war erleichtert, als die Begründung kam. Obwohl das natürlich in der Realität nicht möglich ist, hat Frauke Scheunemann doch eine Erklärung gefunden, bei der ich dachte, dass es so hätte passieren können. Das gefällt mir sehr gut.
Während die beiden im falschen Körper stecken, versucht Kira, Winstons Katzenleben aufzuräumen und seinen Ruf bei der Hofkatze Odette zu verbessern, während Winston sich Mühe gibt, Freunde für die menschliche Kira zu finden. Beide haben das in ihrem eigenen Körper nicht geschafft – und sind auch mit dem Ergebnis des Tauschs nicht zufrieden. In Winstons Augen genießt Kira das sichere, bequeme Katerleben zu sehr. Sie dagegen ist entsetzt darüber, dass er sich mit Tom und Pauli die beiden verrücktesten, uncoolsten Klassenkameraden ausgesucht hat, um sich mit ihnen anzufreunden.
Im ganzen Buch ist Freundschaft konsequent ein wichtiges Thema. Als Kater ist Winston ein Einzelgänger, sodass er das als komplizierte Angelegenheit empfindet. So leistet er sich beispielsweise einen gewaltigen Fehltritt, als er in Kiras Körper ein T-Shirt aus einem Laden stielt, um nach dieser Mutprobe zu der coolen Clique von Leonie und ihren Freundinnen gehören zu können – etwas, das sich Kira offenbar wünscht. Als sich herausstellt, dass ihn Leonie in eine Falle gelockt hat, erfährt er, was falsche Freundschaft bedeutet, und kann auch Kira davon überzeugen, dass es nicht richtig ist, sich für Menschen zu verbiegen, die sie ohnehin nicht mögen, nur um dazuzugehören.
Weiter ausgeführt wird das, als sich die Freundschaft zwischen Winston, Kira, Tom und Pauli vertieft. Hinter ihrem freundlichen Umgang miteinander steckt der Hinweis, dass Respekt für eine Freundschaft sehr wichtig ist. Es ist eine Ermunterung an Kinder, lieber Außenseiter mit echten Freunden zu sein, als zur coolsten Clique zu gehören und sich selbst zu verleugnen.
Ganz nebenbei schafft es die Autorin auch noch, einen Spannungsbogen zu halten. Nachdem sie nach einem Streit mit ihrem Freund Vadim aus der gemeinsamen Wohnung ausgezogen ist, bekommt Anna immer wieder Besuch von der Polizei. Kira verbringt viel Zeit mit dem Versuch, herauszufinden, weshalb ihre Mutter so traurig ist und über welches Problem sie nicht sprechen möchte. Direkt, als dieser Bogen aufgelöst wird, bildet sich neue Spannung, denn nun wollen Kira und Winston Anna helfen.
Der Plan, den sie dafür aushecken, ist wunderbar kindisch. Es ist ein Plan, wie ihn nur Kinder beschließen würden. Sie benutzen die wenigen Mittel, die ihnen zur Verfügung stehen, um das Verbrechen aufzuklären. Der Plan muss ohne Überwachung und Technik funktionieren, er ist kaum geplant und sehr einfach gestrickt – und geht natürlich ganz schön schief.
Auch sonst ist der Schreibstil des Buches gut an jüngere Leser angepasst. Es finden sich immer wieder kindgerechte Erläuterungen wie beispielsweise zum Thema Steuern. Dadurch wird die Geschichte für die Zielgruppe leicht verständlich.

Fazit:
Ein Buch mit Witz und Spannung, zahlreichen Problemen und echter Freundschaft. Nicht nur für Kinder lesenswert, sondern auch für Erwachsene. Von mir bekommt „Winston – Ein Kater in geheimer Mission“ auf jeden Fall alle fünf Schreibfedern!