Rezension

** Märchenprinz?!? **

Märchenprinz - Marian Keyes

Märchenprinz
von Marian Keyes

Bewertet mit 5 Sternen

Marian Keyes zählt eindeutig zu meinen Lieblingsautorinnen, so dass es sich bei diesem Buch quasi um eine „Pflichtlektüre“ handelte. Jedoch muss ich ehrlich zugeben, dass mich die Seitenstärke von „Märchenprinz“ ein wenig abschreckte. Ich lese häufig auf dem Weg zur Arbeit und nach Hause, so dass ich immer ein Buch in der Tasche habe. Bei über 800 Seiten trägt man dann schon ein dezentes Gewicht mit sich herum ;o) Nun nahm ich mir das Buch aber doch vor und war gespannt, was für eine Geschichte die Autorin geschrieben hatte.

In diesem Buch geht es nicht etwa um die Familie Walsh, die häufig in den Romanen von Frau Keyes vorkommt, sondern, wie bereits erwähnt, um mehrere Frauen, die schlechte Erfahrungen mit dem Politiker Paddy de Courcy gemacht haben. Diese schlechten Erfahrungen beruhen nicht nur auf Belügen und Betrügen (was ja auch schon schlimm genug wäre), sondern zudem auf körperliche Gewalt und Erniedrigungen. Und dabei schafft es Paddy immer wieder, dass keine Frau Anzeige gegen ihn erstattet. Die Gewalt – sei es physischer oder psychischer Art – ist so extrem, dass jede Frau auf ihre Art mit den Nachwirkungen zu kämpfen hat.

„Märchenprinz“ ist unterteilt in abwechselnde Abschnitte/Kapitel, die jeweils von einer geschädigten Frau handeln. Die Person, die mir am sympathischsten ist, ist Lola. Sie erzählt von ihrem Leiden fast in einer Art Tagebuch-Stil, sprich, teilweise mit Datums- oder Uhrzeitangabe. Außerdem formuliert sie ihre Sätze immer relativ knapp und bringt damit das Wichtigste auf den Punkt. Grace erzählt ebenfalls aus ihrer eigenen Sichtweise, jedoch im normalen Schreibstil. Marnies Geschichte wird dem Leser in der dritten Person übermittelt – ebenso ist es bei Alicia, der lediglich ein Kapitel zuteil wird.

Ich denke, dass gerade das Wechseln zwischen den einzelnen Charakteren dafür sorgt, dass das Buch für den Leser zu keiner Zeit langweilig wird. Die Frauen haben allesamt ein interessantes Leben, haben in Hinblick auf Paddy de Courcy viel erlebt und verarbeiten dieses auf unterschiedliche Art und Weise. Während man Lolas Leiden schon fast schmunzelnd hinnehmen kann, erschreckt einen das Verhalten von Marnie sehr.

Normalerweise denke ich, dass ein Buch dieses Genres nicht unbedingt über 800 Seiten umfassen muss. Aber dennoch hat es Marian Keyes wieder einmal geschafft, mich bestens zu unterhalten. Mir wurde der Roman „Märchenprinz“ zu keiner Zeit langweilig und die Geschichte wurde auch nicht künstlich in die Länge gezogen. Dadurch, dass nicht nur die Geschichte einer Person, sondern gleich die Geschichten mehrerer Frauen erzählt werden, umfasst das Buch einfach mehr Seiten als üblich.

Meiner Meinung nach, sollte einen die Dicke von „Märchenprinz“ nicht abschrecken. Marian Keyes unterhält ihre Leserinnen wie gewohnt sehr gut. Ein optimaler Roman für einen langen Sommerurlaub. Ein Mix aus Witz, sowie spannenden und tragischen Vorkommnissen im Leben junger Frauen.