Rezension

Magisches Lesevergnügen für Groß und Klein!

Land of Stories: Das magische Land 1 - Die Suche nach dem Wunschzauber - Chris Colfer

Land of Stories: Das magische Land 1 - Die Suche nach dem Wunschzauber
von Chris Colfer

„Es war einmal…“ – Diese Phrase leitet nicht selten Märchen und Sagen ein und entführt ihre meist jungen Zuhörer mit den magischen drei Worten in eine fantasievolle Welt. Was sich in Deutschland vor allem durch die Brüder Grimm als feste Formel zum Einstieg in diese Gattungserzählungen etablierte, wird auch in dem dieses Jahr erst erschienenen Roman „Land Of Stories – Die Suche nach dem Wunschzauber“ als Einleitung in die Handlung verwendet. Rufus Beck, der Sprecher des zugehörigen Hörbuchs, bezeichnete vorliegendes Werk als „Grimms Märchen 2.0“. Ob es dieser Vergleich meiner Meinung nach berechtigt ist, das möchte ich im Folgenden erläutern.

 

Sechs Jahre hat es gedauert, bis der Auftaktband der im Original bereits sechsteiligen Reihe auf Deutsch erschienen ist. Wir dürfen auf knapp fünfhundert Seiten – was, nebenbei gesagt, für ein Fantasybuch, das sich an die Zielgruppe von Kindern bzw. jungen Jugendlichen richtet, ein ziemlich großer Happen ist – die beiden Zwillinge Alex und Conner auf einer turbulenten Reise durch das magische Reich begleiten. Was für ein Glück, dass die beiden Figuren zwei liebenswerte Charaktere sind, die ihr Herz am rechten Fleck haben, und mich als Leser durch ihre neckischen Streitereien amüsieren konnten. Selbstverständlich, und da muss ich noch einmal das junge Lesepublikum, auf das der vorliegende Roman erstrangig abzielt, betonen, verhalten sich die Hauptpersonen an einigen Stellen zu eindimensional: Sie werden teilweise in der Erzählung auf das Klischeebild, das beide erfüllen, reduziert. Schön ist es daher zu sehen, eine wie rasante und authentische Figurenentwicklung sie durchschreiten.

 

Die Grenze zwischen Gut und Böse ist, wie es sich für ein ordentliches Märchen gehört, klar gesetzt. Der Antagonist, der erst recht spät an Bedeutung für die Gesamthandlung gewinnt, kann durch seine nachvollziehbaren Motive und einer überzeugenden Vergangenheit überraschen und begeistern. Weiterhin treten während der Reise verschiedene Nebenfiguren an die Seite der Zwillinge und bereichern sie durch Rat und Tat.

 

„Land Of Stories“ ist eine wahre Hommage an all die Märchenerzählungen, die sich als Kindheitsgeschichten etablieren konnten. Wer sich als Leser auch nur im Entferntesten an die Sammlung der Brüder Grimm erinnert, der wird mit den zahlreichen Parallelen, die man in dem Buch auffindet, seine helle Freude haben. Dabei führt Autor Chris Colfer seinen Ideenreichtum zu einem überzeugenden Gesamtwerk zusammen, das durch seinen Abwechslungsreichtum ununterbrochen kurzweilige Unterhaltung bietet und sein Lesepublikum von der Magie und Fantasie der Märchenwelten überzeugen möchte – und das glückt ihm.

 

Das Ende vereint einige unvorhergesehene, spannende Wendepunkte, die wirklich Freude bereiten und das erzählerische Geschick des Autors zur Schau stellen. Insgesamt umfasst das Gesamtwerk aber nun einmal knapp fünfhundert Seiten, die man dem Roman leider an einigen Stellen deutlich anmerkt. Es fehlt teilweise die Raffinesse, die Kurzweile, die Geschwindigkeit – und genau da, wo das Erzähltempo so stark abbremst, hätte ich mir ein wenig mehr Fokus auf das Fortschreiten der Handlung gewünscht, um das stetig hohe Spannungsniveau aufrecht zu erhalten.

 

Insgesamt, und hier greife ich auf den Anfang dieser Besprechung zurück, hat „Land Of Stories“ aber den Vergleich mit Grimms Märchen mehr als verdient. Ich bin bereits jetzt ziemlich gespannt auf die Fortsetzungen, die im Halbjahrestakt auf Deutsch übersetzt erscheinen werden. Für jeden, der sich nach dem Klappentext angesprochen fühlt oder mit seinen nicht ganz jungen Kindern nette Vorleseabende verbringen möchte, sei an dieser Stelle definitiv eine Leseempfehlung ausgesprochen.

 

„Land Of Stories“ ist ein magisches Lesevergnügen für Groß und Klein, das durch seinen schieren Ideenreichtum in den Bann ziehen kann.

 

Ich vergebe hier gerne vier von fünf möglichen Sternen.