Rezension

Man hat immer eine Wahl

The Drop - Bargeld - Dennis Lehane

The Drop - Bargeld
von Dennis Lehane

„The Drop. Bargeld“, Dennis Lehanes neuester Roman, ist das beste Beispiel für die gelungene Mehrfachverwertung eines literarischen Stoffs: am Anfang steht seine 2009 veröffentlichte Short Story „Animal Rescue“, die das Handlungsgerüst liefert, es folgt das Drehbuch zu dem Krimi-Drama „The Drop“ aus dem Jahr 2014 (unter Regie des Belgiers Michaël R. Roskam) mit den beiden Ausnahmeschauspielern Tom Hardy und James Gandolfini und schließlich im Nachgang das „Buch zum Film“, wobei man dies aber nicht gar zu wörtlich nehmen sollte, denn Lehane ist damit einmal mehr ein außergewöhnlicher Roman gelungen.

Dreh- und Angelpunkt des Romans ist Bob Saginowski. Das Viertel, in dem sich die Kneipe befindet, in der er seit vielen Jahren hinter dem Tresen arbeitet, hat schon wesentlich bessere Tage gesehen und ist mittlerweile ein Tummelplatz für zwielichtige Elemente. Wie beispielsweise die tschetschenische Mafia, mittlerweile die Besitzer derselben, die dieses Etablissement als Zwischenstation bei ihren illegalen Geldgeschäften benutzt, wovon Bob zwar Kenntnis hat, was ihn aber nicht weiter tangiert.

Kurz nach den Weihnachtsfeiertagen ändert sich allerdings sein Leben dramatisch: zum einen wird die Bar überfallen, zum anderen rettet er einen Pitbull-Welpen aus einem Müllcontainer. Und dann kreuzt auch noch die schöne Nadia seinen Weg, das Liebchen des brutalen Kriminellen Eric…

Bob ist ein Protagonist, wie wir ihn fast in jedem Roman Lehanes finden. Er hat zwar auch seinen Leichen im Keller und arbeitet für die Mafia,  ist aber tief drinnen ein Gutmensch mit einer hohen Moral. Und es bedarf nur eines kleinen Anstoßes, damit er sich dessen auch wieder bewusst wird und beschließt, das Richtige zu tun.

Dieser Zwiespalt, in der sich der Protagonist befindet, ist das eigentliche Thema in Lehanes Roman. Und um dies aufzuzeigen, benötigt der Autor nicht endlose Dialoge und Beschreibungen. Kurz und prägnant, sprachlich immer präzise zeigt er die Brüchigkeit seiner Figuren, die an einem Punkt ihres Lebens vor die Wahl gestellt werden. Gut oder böse, Leben oder Tod – und das meist in einer Umgebung, die in der Regel von Gewalt verschiedenster Couleur geprägt ist.

Atmosphärische und durchgehend spannend hat „The Drop“ etwas von einem altmodischen Mafiathriller – sehr empfehlenswert, wie alle Romane Dennis Lehanes.