Rezension

Manchen zieht es hinaus aufs Meer, manchen ins Meer hinein

Der dunkle Sog des Meeres -

Der dunkle Sog des Meeres
von Roxanne Bouchard

Bewertet mit 3.5 Sternen

Ein Roman über eine Frau mitte Dreißig, die in einem kanadischen Fischerdorf nach ihren Wurzeln sucht, dort auf eigenwillige Bewohner trifft und durchs Entschleunigen am Meer ihre Wurzeln in sich selbst findet. Ein in die Jahre gekommener Polizist, der bei seiner Ankunft in demselben Dorf droht, in eine Midlife-Crisis zu rutschen und aufklären soll, warum die Mutter der Frau kurz nach deren Auftauchen tot aus dem Wasser gefischt wird. Und über allem der ewige Sog des rauschenden Meeres.

Ein Roman, so eigenwillig wie die Bewohner des Fischerdorfes Caplan. Auch wenn ein vermeintlicher Mord geschieht ist es dennoch kein Krimi, vielmehr steht das Meer im Mittelpunkt und dessen Bedeutung für die einzelnen Menschen. Freiheit, Bedrohung, Ruhe, Unendlichkeit, für jeden bedeutet das Meer etwas anderes. Wenn es um das Meer geht, sind die Bewohner der fremden Frau gegenüber gesprächig - sobald es jedoch um ihre Mutter geht, driften sie ab wie ein herrenloses Boot bei Sturm, selbst dem ermittelnden Polizisten gegenüber, der mit seiner großstädtischen Ungeduld langsamer vorankommt als durch gemächliches Zuhören.

Der Roman lädt definitiv zum Entschleunigen ein, mit Ungeduld kommt man hier nicht weiter, vielmehr sollte man sich durchs Buch treiben lassen wie ein Schiff auf der Brandung. Als störend empfand ich die Stereotypen, welche primär gezeichnet wurden, wobei vor allem die Frauen ausgelutschten Klischeebildern nachempfunden wurden (sexy aber blöd, stutenbissig, Dramaqueen). Ebenso reizte der Polizist in seiner Midlife-Crisis die gängigen Klischees aus, was es nicht besser machte. Ohne diese Stereotypien wäre das Buch deutlich besser gewesen, so blieb das Buch atmosphärisch und die Handlung betreffend gelungen, charakterlich jedoch eher enttäuschend. (3,5/5 Punkten)