Rezension

Manches Ziel wird erst durch Umwege erreicht.

Umwege der Liebe -

Umwege der Liebe
von Kristi Ann Hunter

Bewertet mit 4 Sternen

1813 England. Lady Georgina Hawthorne mangelt es nicht an Ehrgeiz, ihr Ziel zu erreichen, ihre Saison in London mit ihrer Einführung in die Gesellschaft mit dem Erfolg zu krönen, sich einen standesgemäßen, reichen, angesehenen Ehemann zu angeln, der ihren bislang gut gehüteten Makel zu wahren weiß. Doch ausgerechnet Colin McCrae, ein Finanzberater und wohlhabender Freund ihrer Geschwister, den Georgina nicht ausstehen kann, stellt sich ihrem Vorhaben in den Weg. Als er auch noch hinter ihr Geheimnis kommt, dass nicht einmal ihre Familie kennt, muss Georgina für sich eine wichtige Entscheidung treffen…

Kristi Ann Hunter hat mit „Umwege der Liebe“ den Nachfolgeband ihres historischen Romans „Entführung ins Glück vorgelegt, der allerdings in punkto Spannung und Unterhaltungswert leider nicht ganz an den Vorgänger heranreicht. Der flüssige, gefühlvolle und bildhafte Erzählstil lässt den Leser gedanklich ins englische Regency-Zeitalter zur Familie Hawthorne reisen, wo er sich an die Fersen von Georgina heftet, das verwöhnte Nesthäkchen und jüngere Schwester von Miranda, deren Geschichte im ersten Band erzählt wurde. Leider wird auch ein Drittel dieses Romans von Mirandas Geschichte bestimmt, so dass die Handlung manchmal recht langatmig und unzusammenhängend wirkt. Wer den ersten Roman nicht kennt, bekommt einiges im Schnelldurchlauf serviert, während die Kenner der Geschichte die Wiederholungen über sich ergehen lassen müssen. Georginas Erlebnisse bekommen dann aber Schwung durch ihre Unzulänglichkeit, die dem Leser schon bald offenbart werden. Das Katz und Maus-Spiel mit Colin, der hartnäckiger ist als Georgina lieb ist, bringt Würze in die Handlung und als Leser wartet man regelrecht darauf, wie die verwöhnte Georgina sich nun mit Colin arrangiert, der ihren hohen Ansprüchen nicht genügt, jedoch ausgerechnet derjenige ist, der hinter ihre perfekt errichtete Fassade geblickt hat. Ihre Handlung hat die Autorin mit den damaligen Gepflogenheiten versehen und erlaubt dem Leser einen guten Einblick in gesellschaftlichen Standesdünkel sowie der herrschenden Konventionen. Auch der christliche Aspekt ist unaufdringlich mit in die Geschichte eingebaut, in dem es um Glauben, Vertrauen und Vergebung geht.

Die Charaktere sind lebendig ausgearbeitet und besitzen glaubwürdige menschliche Eigenschaften, die es dem Leser erlauben, sich schnell in ihrer Mitte wiederzufinden. Während ihr ältere Schwester Miranda eine warmherzige und freundliche Frau ist, besticht Georgina im ersten Moment durch Arroganz, Egoismus und Kälte. Sie hat ihren eigenen Kopf und will diesen mit allen Mitteln durchsetzen. Doch sie ist auch umsichtig, überlässt nichts dem Zufall und ist, was ihren Makel betrifft, zutiefst verunsichert, so dass sie sich noch nicht einmal ihrer Familie anvertraut. Colin ist ein freundlicher, empathischer und optimistischer Mann, der sich seinen Platz in der Gesellschaft hart erarbeiten musste und trotzdem noch immer mit Standesdünkel zu kämpfen hat.

„Umwege der Liebe“ entführt den Leser mit einer romantischen Geschichte ins englische Regency-Zeitalter. Humorvolle Dialoge, gegensätzliche Charaktere sowie ein Geheimnis sorgen für kurzweilige Unterhaltung. Verdiente Leseempfehlung!