Rezension

Manchmal ist die Wahrheit grausamer, als die eigene Vorstellung

Crimson - Teuflische Besessenheit - Joseph Merrick

Crimson - Teuflische Besessenheit
von Joseph Merrick

Bewertet mit 4 Sternen

FBI Agent Jake Dark wird strafversetzt. In's tiefste Hinterland von Alaska - begeistert ist er davon nicht, aber die Versetzung ist immer noch besser als die endgültige Entlassung. Zumindest denkt er das am Anfang. Doch in Crimson ist nichts so, wie es scheint. Die seltsamen Zwischenfälle häufen sich, Jake wird immer tiefer in ein Netz des Bösen verstrickt. Unerklärliche Ritualmorde säumen seinen Weg zur Wahrheit und letztendlich ist er sich nicht einmal mehr sicher, was nun real ist und was seiner Fantasie entspringt.

Schon lange nicht mehr musste ich über eine Rezension so lange nachdenken - viele Dinge, die erwähnenswert wären kann und will ich hier nicht aufführen denn letztendlich ist dieser Thriller ein riesiges Geflecht aus Rätseln die erst am Ende ein großes Ganzes ergeben, ich will zukünftigen Lesern also nicht den Spaß am ermitteln nehmen, wie ich ihn hatte.

Zuallererst : Dieser Thriller ist anders, er liegt irgendwo abseits der Norm. Das beginnt schon beim Protagonisten Jake, ein Ermittler mit Ecken und Kanten. "Ach, kenn ich doch. Macht doch mittlerweile fast jeder Autor" - dachte ich auch. Ist aber anders. Die meisten kantigen Ermittler, die uns in Büchern präsentiert werden sind nichts anderes als anziehende Badboys, von denen die meisten Frauen heimlich träumen. Jakes dunkle Seite hat allerdings nichts anziehendes mehr. Er stößt ab und fasziniert, er polarisiert und das alles gleichzeitig. Über weite Strecken konnte ich ihn einfach nur bewundern - ich an seiner Stelle hätte meine Sachen gepackt, auf meinen Job gepfiffen und wäre verschwunden, irgendwohin, ganz weit weg von Crimson, und dann, einige Seiten später, schüttelt man als Leser wieder den Kopf und fragt sich, was in seinem Leben irgendwann mal schief ging, dass aus ihm so ein Mensch werden konnte.. 

Joseph Merrick hat hier absolut kein Buch für nebenbei geschrieben - man muss dabei bleiben, alles genau verfolgen, sonst hat man als Leser keine Chance, die rätselhaften Ereignisse auch nur ansatzweise erklären zu können. Crimson ist komplex gestrickt, der Thriller hat keinen geraden Weg vom Anfang bis zum Ende, viel mehr biegt man immer wieder ab, stellt fest, dass man den falschen Weg gegangen ist und kehrt wieder um.

Was mich besonders fasziniert hat ist die Tatsache, dass Gut und Böse in diesem Buch quasi nicht zu existieren scheinen - selbst die hellste Lichtgestalt hat eine stark präsente Schattenseite, schwarz und weiß Denken ist weder möglich noch angebracht, viel mehr bewegt man sich als Leser durch einen Nebel verschiedener Grautöne.

Das Sternchen Abzug gibt es für das Ende, das mir persönlich einfach nicht zugesagt hat. Es schließt schlüssig ab, man versteht was passiert ist, die Rätsel sind gelöst, ich hatte es mir nur einfach anders gewünscht - subjektives Jammern auf hohem Niveau also.