Rezension

"Margos Spuren" von John Green

Margos Spuren - John Green

Margos Spuren
von John Green

Bewertet mit 2 Sternen

INHALT
Erster Satz
Also, wie ich die Sache sehe, erlebt jeder irgendwann mal ein Wunder.
Margo ist Quentins große Liebe – und wird sein größtes Mysterium. John Greens Roadmovie ist eine Spurensuche auf dem Weg zum Erwachsenwerden.

Schon als kleiner Junge war Quentin in die schöne, impulsive Margo verliebt – und schon damals war sie ihm ein Rätsel: Niemand konnte so mutig und entschlossen sein wie sie, niemand wirkte so unnahbar. Nachdem Quentin Margo bei einem nächtlichen Rachefeldzug geholfen hat, verschwindet diese urplötzlich und hinterlässt geheimnisvolle Spuren. Quentin ist verwirrt: Sind die Spuren für ihn? Soll er die Suche aufnehmen? Doch dann verfolgt er jeden Hinweis und befindet sich plötzlich auf einer Reise voller Abenteuer, irgendwo zwischen Roadmovie, Detektiv- und Liebesgeschichte.
[ Inhalt nach HANSER ]

MEINE MEINUNG
Der Verlauf
Ich bin ganz ehrlich: hätte auf dem Cover nicht der weltberühmte Name "John Green" gestanden und hätte ich nur den Klappentext gelesen, weiß ich nicht, ob dieses Buch es in mein Regal geschafft hätte. Doch nachdem ich vor kurzem Das Schicksal ist ein mieser Verräter gelesen hatte und es auch nicht schlecht fand und außerdem ich die Möglichkeit bekam, an einer tollen Leserunde zu diesem Buch teilzunehmen, hatte ich doch irgendwie Lust darauf. Doch irgendwie wusste ich nicht so ganz, was mich bei dieser Geschichte erwartet und daher tat ich mir schon beim Einstieg ein wenig schwer. Beziehungsweise: ich bekam einen relativ guten Eindruck von den Charakteren, wusste aber nicht, wohin die Reise gehen würde.
Margo und Q waren als Kinder wohl ganz gut befreundet, doch aus irgendeinem Grund lebten sie sich auseinander, obwohl die Tür an Tür wohnen. Doch plötzlich steht Margo eines Nachts vor Qs Fenster und entführt in für eine Nacht in ein Abenteuer. Die beiden verbringen eine spannende und vor allem für Q ungewohnte Nacht, doch am Tag danach ist Margo verschwunden. Q, der schon seit Kindheitstagen unsterblich in Margo verliebt ist, folgt den Spuren, die sie hinterlassen hat.
Der erste Abschnitt beschäftigt sich mit der Nacht, in der Margo und Q ihre kleine Rachepläne in die Tat umsetzen. Das fand ich eigentlich ganz witzig, da Margo in dieser Hinsicht doch sehr einfallsreich ist und es erstaunlich war, mit welcher Voraussicht sie die ganze Nacht geplant hat. Sie hatte sich einen umfangreichen Plan zurecht gelegt, doch bei mir blieb die ganze Zeit die Frage: warum hat sie sich zur Durchführung ausgerechnet Q ausgesucht, mit dem sie seit Jahren eigentlich nichts zu tun hatte?
Als Margo dann verschwindet und Q gemeinsam mit seinen Freunden Radar und Ben auf die Suche nach ihr gehen, verliert die Geschichte an Tempo. Es war, als wäre die Story voll auf die Bremse gestiegen. Die Handlung tröpfelt so vor sich hin und mir verging ernsthaft die Lust an der Geschichte.

Das Ende
Zum Schluss hin kam dann doch noch ein wenig Spannung auf. Q meint zu wissen, wo Margo sich aufhält, doch sie hat über ein Internetportal angedeutet, dass sie dort nur noch 24 Stunden sein wird. Q macht sich gemeinsam mit Lacey und seinen Kumpels auf zu einem Roadtrip, um Margo wieder nach Hause zu holen. Dabei ist der letzte Teil in mehrere kleinere Kapitel eingeteilt, für jede Stunde, die der Clique bleibt eines. Das hat dazu geführt, dass auch das Lesetempo vorangetrieben wurde und man als Leser das Gefühl hatte, die Handlung nehme an Fahrt auf.
Schließlich wurde es am Schluss noch ein wenig arg philisophisch, doch trotzdem habe ich mit diesem Ausgang der Geschichte nicht gerechnet.

Die Charaktere
Selten haben mich Charaktere in einem Buch so zwiegespalten wie Margo und Q. Letzterer war mir eigentlich durchweg sympathisch, da er ein lieber netter Junge von nebenan ist. Er ist für sein Alter sehr gewissenhaft, sein größtes Ziel ist die Universität. Seine Eltern sind beide Psychologen, doch trotzdem machte er auf mich einen ganz normalen Eindruck. Seine Kumpels Ben und Radar sind eben so, wie Jungs mit 18 Jahren eben sind. Sie albern rum, die spielen Videospiele, sie gehen auf Partys. Ich mochte beide unglaublich gerne, obwohl sie eigentlich so unterschiedlich sind.
Qs Entwicklung hat mir dagegen so gar nicht gefallen. Kennt ihr diese Liebesgeschichten, in denen sich ein Mädchen total selbst aufgibt, nur wegen eines Kerls? Tja, mir kam es so vor, als wäre Q genau dieses Mädchen, denn sein ganzes Leben dreht sich nur noch darum, Margo wiederzufinden. Er trifft sich zwar weiterhin mit seinen Freunden, doch er vernachlässigt seine Abschlussprüfungen, die ihm vor Margos Verschwinden das Wichtigste überhaupt waren. Außerdem bringt er wenig bis gar kein Verständnis auf, dass seine Freunde wohl nicht den ganzen Tag nur an Margo denken. Doch ich konnte diese Entwicklung noch mit dem Gedanken "Liebe macht eben blind" noch einigermaßen nachvollziehen.
Mit Margo dagegen hatte ich schon recht schnell meine Probleme. In der Nacht, in der Margo und Q gemeinsam durch die Stadt streifen, fand ich sie eigentlich noch ganz witzig. Doch obwohl sie plötzlich gar keine aktive Rolle mehr im Buch spielt, konnte ich sie immer weniger leiden. Sie verschwindet einfach und bringt damit das Leben von Q, seinen Freunden, seinen Eltern und ihrer eigenen Familie total durcheinander. Ich meine, für wen hält sie sich denn? Für den Nabel der Welt, um den sich alles drehen muss? Je weiter ich im Buch voranschritt, desto weniger mochte ich sie.

Der Schreibstil
John Greens Schreibstil und ich werden wohl nie die besten Freunde werden. Sein Hang, entweder unglaublich kurze Sätze zu nutzen und im Gegensatz dazu, Sätze zu konstruieren, die sich über die halbe Seite ziehen, findet bei mir einfach keinen Anklang. Doch im Gegensatz zu Das Schicksal ist ein mieser Verräter hat sich dieser Umstand dieses Mal in Grenzen gehalten.
Allerdings hat mir gut gefallen, mit welcher Jugendlichkeit und Authenzität die ganze Erzählung beschrieben ist. John Green schreibst so, wie ein 18-Jähriger auch reden würde. Dadurch bekam ich schon das Gefühl, der Erzählung eines fast Erwachsenen zu folgen.

MEIN FAZIT
Margos Spuren war irgendwie so gar nicht meins. Die Freude an dem Buch haben mir vor allem die Charaktere genommen, die ich einerseits geliebt habe (Ben und Radar) und andererseits am liebsten mal ordentlich durchgeschüttelt hätte (Margo und Q). Im Mittelteil schien es für mich so, als würde die Geschichte die Bremse reinhauen und die Handlung hat sich gezogen wie Kaugummi. Gut gefallen hat mir aber der erste Teil des Buches, er war witzig, kurzweilig und hat wirklich Spaß gemacht.

Kurz:
Ein guter erster Teil und ein etwas langatmiger zweiter mit Charakteren, die einen zwiegespalten zurück lassen.