Rezension

Mehr davon!!!

Die Treibjagd - Antonin Varenne

Die Treibjagd
von Antonin Varenne

Bewertet mit 5 Sternen

Diese Rezension erscheint auch auf meinem Blog www.zeilenliebe.wordpress.com.

Allgemeines:

Die Treibjagd ist 2015 Frankreich und 2017 auf Deutsch bei Penguin erschienen und umfasst 302 Seiten. Autor Antonin Varenne ist gebürtiger Franzose. Er lebt in der Gegend, in der die Handlung seines Buches spielt. Seine Romane wurden mit den wichtigsten französischen Krimipreisen ausgezeichnet. Auch in der ZEIT stand der Vorgänger von Die Treibjagd wochenlang auf der Krimibestenliste.

Inhalt:

„Zwei rivalisierende Familien kämpfen seit Generationen um die Herrschaft über ein gottverlassenes Nest im Massif Central. Die Courbiers und die Messenets führen ihre Provinzimperien mit harter Hand und unter rücksichtsloser Ausbeutung von Mensch und Natur. Rémi Parrot, der seit seiner Jugend entstellte Revierjäger, kämpft als einsamer Cowboy gegen die verkrusteten Clanstrukturen und um die Liebe der schönen Michèle Messenet. Als er einem Umweltskandal auf der Spur ist, beginnt eine mörderische Treibjagd durch düstere Wälder und unterirdische Tunnelsysteme. Fein gesponnener, archaischer Thriller um Schuld und Sühne vor der grandiosen Kulisse einer einstmals erhabenen Landschaft.“ (Quelle: Verlagsgruppe Random House)

Meine Meinung:

Der Schauplatz des Romans ist das fiktive Dorf R. in Frankreich. Die wirtschaftliche Situation dort hat sich über die Jahrzehnte nicht gerade verbessert, viele junge Menschen hat es von dort weggezogen. Es muss etwas passieren – das wird der Grund für die Geschehnisse, die im Laufe der Geschichte passieren. Eines kann verraten werden: Schön wird es nicht!

Die Bevölkerung des Dörfchens R. kann man als Mikrokosmos der realen Gesellschaft betrachten: Es gibt die Mächtigen, die Nörgler, die Kritiker, die Veränderer und die Mitläufer. Alle sind durch glaubhaft konstruierte Charaktere vertreten, das hat Varenne sehr gut geschafft. Es geht um Intrigen, Machtverhältnisse, uralte Besitzansprüche, einen Umweltskandal und um Rache und vermeintliche Gerechtigkeit.

Die Handlung ist lange nicht so einfach zu durchschauen. Man braucht einige Zeit, um die Querverbindungen der Protagonisten zu erkennen und zu verstehen. Das ist für mich aber auch das Reizvolle an Die Treibjagd. Der Titel ist auf mehreren Ebenen passend: Treibjagd zur Revierpflege (für mich eher uninteressant), die Jagd im Verborgenen, um Linientreue durch Einschüchterung zu erreichen, aber auch das Getriebensein, das Weglaufen vor denen, die man als Bedrohung empfindet. Ein klug gewählter Titel! Das Cover des Buches unterstützt den Inhalt zusätzlich.

Für mich, die ich Frankreich nicht gut kenne, war die Orientierung zunächst nicht ganz so einfach. Gleiches gilt für die Namen. Ich bin aber schnell in die Geschichte reingekommen, da die Kapitelüberschriften eine sehr gute Orientierung bildeten. Der Spannungsaufbau und die knappe emotionslose Sprache ziehen einen – ob man will oder nicht – magisch an. Zum Schluss wollte ich nur noch weiterlesen und hoffe sehr, dass die Geschichte aus R. weitergeht.

Fazit:

Die Treibjagd ist kein typischer Krimi. Das Buch ist eher ein psychologisch fein gesponnenes Konstrukt, bei dem jeder Baustein immens wichtig ist. Versetzt oder zerstört man einen, kippt dieses Konstrukt und es passiert eine Katastrophe. Ich werde auf jeden Fall weitere Krimis von Varenne lesen, denn Treibjagd hat Suchtpotential!