Rezension

Mein erster "Voss" Sehr cool!

172,3 - Vincent Voss

172,3
von Vincent Voss

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt laut Klappentext:

Vor langer Zeit …
lag Unheil über einem kleinen Dorf bei Lübeck. 
Dunkle Mächte – in Gestalt eines fleischgewordenen Wunsches – bedrohten die Dorfgemeinschaft und trieben sie zu einem grausamen Mord. 
 
Heute …
wiegt Viktor Vogel 172,3 Kilogramm. Er wagt einen letzten Versuch, endlich abzunehmen und besiegelt diesen Schwur unfreiwillig mit seinem Blute an jenem unheiligen Ort. Erneut erwacht das Böse und nährt sich an Viktors Pfunden. Unheimliche Vorkommnisse begleiten fortan sein Leben und Viktor begreift: Abnehmen kann tödlich sein! Für ihn und alle, die er liebt! 
 
Mit “172,3″ wagte ich einen ersten Versuch mit einem Roman von Vincent Voss aus dem Luzifer Verlag. 
 
Diesen Versuch sollte ich nicht bereuen. 
Die Story um Viktor Vogel, der versehentlich seinen Schwur abzunehmen mit Blut besiegelt und so einen Pakt mit einem Dämon eingeht, hat mich gleich zu Anfang gepackt und nicht wieder losgelassen.
 
Dabei fängt alles ganz harmlos an, steigert sich aber in feinen und kaum merklichen Schritten zu einem spannenden Horror-Roman, der sich gewaschen hat. Vincent Voss versteht es, den Leser durch stetig wachsendes Grauen an seinen Roman zu fesseln, anstatt ihn von Anfang an mit übertriebenen Splatter zu überschütten. Das soll aber nicht heissen, dass es nicht auch blutig wird. Meine primitiven Splattergelüste wurden später in kleinen aber ausreichenden Happen gestillt. 
Auch sehr gut gelungen war das Spiel mit der Angst im Dunkeln. Jeder kennt das: Es ist dunkel, man sieht rein gar nichts, spürt aber, dass da etwas sein muss. Solche Szenen haben mir einige Male eine prima Gänsehaut beschert. Danke dafür!
 
Auch haben wir es hier nicht mit zig verschiedenen Handlungssträngen zu tun, die man sich mühsam merken muss. Das ist eine Sache, die mich an vielen Romanen sehr oft stört. In “172,3″ dreht sich tatsächlich einmal nur alles um den Hauptcharakter, so dass man sich ungestört und ohne Hirnakrobatik in seine Story fallen lassen kann. Sicher wird ab und zu auch kurz erzählt, was die Nebencharaktere so treiben. Das sind aber immer nur kurze Passagen, die den tatsächlichen Fluss der Geschichte nicht unterbrechen, sondern eher vorbereitend auf ein wirklich tolles Finale wirken. Dass dieses gut gelungen und schlüssig ist, muss ich wohl nicht betonen. 
Der ganze Roman wurde tatsächlich so raffiniert nach oben gesteigert, dass man fast gar nicht merkt, wie die Zeit vergeht.
Umso enttäuschter war ich dann, als der Roman zuende war. 
 
Sehr gut gelungen fand ich außerdem die Zeichnungen, die passend zur jeweiligen Textstelle ab und zu auftauchten. Sie waren treffend, düster und mitunter schön gruselig. Und wenn man sich das Foto des Autors am Ende des Buches anschaut, wird man eine Ähnlichkeit zwischen ihm und Viktor Vogel erkennen. 
Vincent Voss – Viktor Vogel – Na, wenn das nicht passt, oder?
 
Im Autorenprofil auf dem hinteren Buchumschlag erfahre ich ein paar Details über Vincent Voss. Da hat es mich auch nicht mehr überrascht, dass er in seiner Vergangenheit unter anderem in einer akutpsychiatrischen Einrichtung gearbeitet hat. Diese Berufserfahrung hat er in “172,3″ hervorragend eingebracht. Psychotische Zustände kann man nur dann so eindrucksvoll wiedergeben, wenn man selber Zeuge davon war. Klasse gemacht!
 
Letztlich bleibt mir nur zu sagen, dass dieser Roman jeden Cent wert war. Ich habe ihn in relativ kurzer Zeit gekillt und blieb mit dem Gefühl der Enttäuschung über das viel zu rasche Ende der Lektüre zurück.
 
Fazit:
“172,3″ ist ein Schleicher unter den Horrorschmökern – Dieser Roman schleicht sich von hinten an Dich ran und schreit “BUH!” wenn Du Dich gerade entspannen willst.
Klare Kaufempfehlung meinerseits!