Rezension

Mein Fazit: dieser Mann und Politiker wird dem Bundestag fehlen, die Positionen, die er vertritt, dürfen aber nicht auswandern aus der CDU

Endspurt - Wolfgang Bosbach

Endspurt
von Wolfgang Bosbach

Bewertet mit 5 Sternen

Wolfgang Bosbach, Endspurt, Quadriga 2016, ISBN 978-3-86995-092-1

 

In diesem langen Gespräch mit dem ebenfalls aufrecht konservativen Journalisten Hugo Müller-Vogg bilanziert der bekannte CDU-Politiker Wolfgang Bosbach nicht nur sein politisches Leben.

Es ist die Geschichte eines aufrechten Konservativen, der auch innerhalb seiner Partei oft gegen den Strom schwamm, wenn es darum ging, seine Meinung und Haltung zu vertreten und sich billigen, oft nur dem Machterhalt dienenden Kompromissen zu verweigern.

 

Allenthalben wird davon geredet und geschrieben, dass durch die Sozialdemokratisierung der CDU unter Angela Merkel die bürgerlichen Konservativen dort ihre Heimat verloren haben und die rechten Ränder mit der AfD unnötig gestärkt wurden. Diesem Heimatverlust und nicht nur seiner Prostatakrebserkrankung ist auch geschuldet, das Wolfgang Bosbach nach dem Ende der laufenden Legislaturperiode sein Mandat aufgibt.

 

Ob er dann all das, was er nach eigenen Angaben in seiner Familie und in seinem Privatleben versäumt hat, noch nachholen kann, wage ich zu bezweifeln. Denn bei allem Respekt vor den bürgerlich-konservativen Überzeugungen dieses gradlinigen Mannes, glaube ich, dass man auch nach der Aufgabe seines Mandats viel von ihm hören und lesen wird, solange es eine Krankheit zulässt. Wolfgang Bosbach ist ein Mensch, der gar nicht mehr anders kann, der die Öffentlichkeit braucht. Er hat nie wirklich Nein sagen können zu Anfragen an ihn.

 

Wenn man das von Hugo Müller-Vogg geführte Gespräch liest, wird die Achtung vor Bosbachs wohlbegründeten Überzeugungen ähnlich groß wie das Gefühl, dass da einer durchaus auch mit seiner Rolle, seiner Bekanntheit und seiner Haltung kokettiert. Aber das machen die meisten anderen Politiker auch, quer durch die Parteien.

 

Mein Fazit: dieser Mann und Politiker wird dem Bundestag fehlen, die Positionen, die er vertritt, dürfen aber nicht auswandern aus der CDU, weil sie sonst viele bürgerlich konservativ denkende Menschen (und es gibt davon mehr, als man denkt und als diese zugeben) heimatlos machen würden. Und: Politik ist ein Geschäft, das sich eigentlich nicht verträgt mit dem Leben in einer Familie und der Verantwortung für Kinder. Was das für Politikerkarrieren in der Zukunft bedeutet, wage ich mir nicht vorzustellen.