Rezension

Memoiren eines zur Selbstkritik unfähigen alten Mannes

Erinnerungen 1953-1955 - Konrad Adenauer

Erinnerungen 1953-1955
von Konrad Adenauer

Zweiter Teil der Memoiren des ersten deutschen Bundeskanzlers Konrad Adenauer (CDU), betreffend die Jahre 1953 - 1955 (weitere Lebenserinnerungen beziehen sich auf die Jahre 1945-53 und 1955-59). Memoiren von Politikern sind eine Sache für sich, meist wenig selbskritisch und ideologisch verbohrt - leider machen die Lebenserinnerungen von Adenauer da keine Ausnahme.

Adenauer beschreibt die von ihm betriebene Westintegration, die Aussöhnung mit Frankreich und die Abgrenzung zur UdSSR unter dem Eindruck der Kriegsschuld und der Isolation der BRD - nie ohne "seine" Leistungen herauszustellen. Interessant sind die Memoiren für historisch Interessierte, da ein Stück Weltpolitik von einem (mit-)entscheindenden Akteur dargestellt werden. Adenauers "Erinnerungen" sind sicher keine große Literatur (dass dies möglich ist, zeigte u. a. Churchill) und häufig geht es schon sehr in Richtung Selbstbeweihräucherung - was mMn wiederum zu Adenauers Persönlichkeit passt. Störend, der von Adenauer unkritisch praktizierte Antikommunismus gegenüber der UdSSR und der DDR. 

Fazit: Kann man lesen, muss man nicht gelesen haben.