Rezension

Militäradel

Der eiserne Sommer - Angelika Felenda

Der eiserne Sommer
von Angelika Felenda

Bewertet mit 4 Sternen

Gerade zu der Zeit als der österreichische Thronfolger Franz Ferdinand einem Attentat zum Opfer fällt geschehen in München etliche Verbrechen, die Kommissär Sebastian Reitmeyer zugeteilt werden. Was zunächst aussieht wie ein Sturz mit Todesfolge, entpuppt sich durch die gewissenhafte Arbeit einer jungen Gerichtsmedizinerin als Mord. Überraschend für den Kommissär handelt es sich bei der jungen Ärztin um eine Bekannte aus den Jugendtagen Reitmeyers, der damals noch hochfliegende Pläne hatte und mit einem Jurastudium begonnen hatte. Durch den plötzlichen Tod der Eltern gezwungen, seinen Unterhalt selbst zu verdienen, schlug Sebastian Reitmeyer die Polizeilaufbahn ein und fühlt sich den ehemaligen Bekannten und  Freunden nicht mehr recht ebenbürtig. Bei den Ermittlungen muss er jedoch erfahren, dass Reichtum vor persönlichen Problemen auch nicht schützt und dass eben die Familien der besseren Gesellschaft mehr mit seinem Fall zu tun haben als er je vermutet hätte.

 

Vor dem geschichtlichen Hintergrund entwickelt sich hier ein brisanter Fall, dessen Hintergründe so glücklicherweise in der heutigen Zeit nicht mehr stattfinden würden. Dennoch sind die Intrigenspiele zwischen den verschiedenen öffentlichen Institutionen sehr gut geschildert. Einflussnahme, Heimlichkeiten, Abteilungen, die ihr eigenes Süppchen kochen und mittendrin der Kommissär und sein aufmüpfiger Polizeischüler, die mit Hartnäckigkeit gewissenhaft die Wahrheit herausfinden wollen. Je näher sie dieser jedoch kommen, desto gefährlicher wird es. Gewisse Wahrheiten sollen einfach nicht ans Licht kommen und um dieses Ziel zu erreichen, ist den Beauftragten nahezu jedes Mittel recht.

 

In ruhiger dem Schauplatz angemessener Sprache liefert die Autorin ein packendes Zeitgemälde, das mit jeder Wendung mehr zu fesseln versteht. Die Arbeit der Polizei in der damaligen Zeit wird sehr anschaulich geschildert, die Anfänge der modernen Technik gepaart mit den hergebrachten Methoden. Die unterschwelligen Strömungen, die der Wahrheitsfindung nicht immer dienen. Das Alles in der Zeit des drohenden Krieges. Hinzu kommen die persönlichen Erlebnisse und Empfindungen des Kommissär Reitmeyer, die das Buch zu einer sehr gelungenen Mischung aus Zeitgeschichte, Kriminalfall und lebendigen Charakteren machen. 

 

Der Beginn einer Reihe, deren Lektüre gerne weiterempfohlen werden kann.