Rezension

Minutenwalzer

Minutenwalzer - Richard Mason

Minutenwalzer
von Richard Mason

Bewertet mit 4 Sternen

Das Buch unterteilt sich in mehrere Handlungsebenen. Zum Einen ist da Eloise, 40, Investmentmaklerin, die alleinstehend ist und sich neben ihrem Job auch um ihre Mutter kümmert. Das Buch beginnt damit, wie sie auf der Suche nach einem passenden Altersheim für ihre Mutter ist. Das "Albany", ein luxuriöses Wohnheim, scheint sehr geeignet für ihre Mutter und deren Ansprüche zu sein, doch es verschlingt jeden Monat eine Unmenge an Kosten. Um ihrer Mutter die Unterkunft zu gewähren, setzt Eloise alles auf eine Karte und investiert in einen Rohstoff, der nach Aussagen eines Freundes sehr gewinnbringende Kurse am Aktienmarkt ziehen soll. Doch bald fallen die Kurse und Eloise droht ein enormer finanzieller Verlust.

Auf der zweiten Handlungsebene wird von Joan, der Mutter von Eloise, berichtet. Sie stammt ursprünglich aus Südafrika und war früher eine sehr begabte Pianistin. Sie hat eine schlimme Vergangenheit zu bewältigen, die sich dem Leser nach und nach eröffnet. Doch Joan hat mit ihrer Vergangenheit noch nicht abgeschlossen. Immer wieder wird sie von Phantasien und Halluzinationen heimgesucht, die es ihr unmöglich machen, Wirklichkeit und Traum zu trennen. Die Ärzte diagnostizieren Demenz, doch es scheint viel mehr dahinter zu stecken.

Beide Handlungsebenen verbinden sich schließlich, als Eloise und Joan eine Reise nach Südafrika unternehmen, und Joan sich auf eine Reise in die Geschichte ihrer Vorfahren begibt.

Meine Meinung zum Buch:
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Das Buch liest sich flüssig, ist interessant und kurzweilig geschrieben. Zu Beginn hatte ich einige Probleme damit, die Vielzahl an Personen, die mehr oder weniger ausführlich vorgestellt werden, auseinander zu halten. Es hat etwas gedauert, bis ich durchschaut habe, wer hier zu wem gehört.

Mit seinen über 600 Seiten ist die Geschichte sehr umfassend, trotzdem habe ich das Buch innerhalb kürzester Zeit verschlungen. Dabei wurde ich sehr gut unterhalten.

Der Autor schafft ein realistisches Krankheitsbild einer Lewy-Body-Demenz, das sehr dramatisch ist und gut durch die Anfälle von Joan dargestellt wird. Allerdings fand ich die Halluzinationen von Joan und die Geschichte, die dadurch vermittelt wird, nicht sehr interessant. Ich kann nicht einmal genau sagen, warum, aber ich konnte damit einfach nicht viel anfangen.

Etwas gestört hat mich der Anhang des Buches, in dem zwei Briefe abgedruckt sind, mit denen der Autor den Leser dazu auffordern möchte, Geld in seine Stiftung zu investieren, die er zu Ehren seiner im Kindesalter verstorbenen Schwester gegründet hat und mit der er Südafrikanern Zugang zu einer besseren Bildung gewährleisten würde. Gestört habe ich mich deshalb daran, weil es für mich gereicht hätte, wenn der Autor im Anhang unauffällig auf seine Stiftung hingewiesen hätte. So aber hatte es eine schon fast aufdringliche und nicht sehr sympathische Wirkung auf mich.