Rezension

Moiken‘s Weg

Die Strandvilla - Sina Beerwald

Die Strandvilla
von Sina Beerwald

Bewertet mit 5 Sternen

!ein Lesehighlight 2020!

 

Wir befinden uns auf der Insel Sylt im Jahre 1913. Moiken Jacobsen hat eine harte Zeit im schönen Ort Keitum hinter sich - ihr Mann ist als Seefahrer auf dem Meer geblieben und nun ist sie mit ihrer Tochter Emma komplett auf sich allein gestellt. Ihre Schwiegermutter Bertha ist sowieso der Hass in Person, also kann sie auch von ihr keine Hilfe erwarten. Dennoch meint es das Schicksal gut mit Moiken und Emma und beide bekommen im großen und mondänen Westerland eine Anstellung in der „Strandvilla“ von Theodor von Lengenfeldt. Moiken begeistert nicht nur die Herzen der Gäste mit ihren süßen Kreationen, sondern auch den Eigentümer selbst, nur hat der eine Art am Leib, die man erstmal verdauen muss, wenn man hinter seine Fassade blickt...Und dann gibt es ja auch noch ihre alte Jugendliebe Boy Lassen in Westerland! Ob auch da das Schicksal den richtigen Weg für Moiken wählt?

 

Sina Beerwald hat einen wunderbaren, leichten und geschichtlich interessanten Roman verfasst. Allein mit der Auswahl des Namens für ihre Hauptprotagonistin bekommt der Roman eine gewisse Authentizität. Auch bei der Beschreibung der Ortschaften auf der Insel Sylt ist sie sehr gewissenhaft vorgegangen genau so wie bei den Lokalitäten der damaligen Zeit und dessen Menschen dazu. Ihre akribische Recherche merkt man auf jeder Seite und dadurch bekommt die Geschichte nicht nur Gesicht sondern auch Farbe und das Kopfkino kann beginnen. Mit Moiken hat sie eine typisch nordfriesische Frau beschrieben, die ein hartes Leben bestreiten musste. Das sie ihre Tochter Emma so „hart“ erzieht, war für danalige Zeit normal und wäre heute undenkbar aber Beerwald hat mit Emma ebenso einen richtigen Charakter geschaffen. Sie lässt sich nichts sagen, ist selbstbewusst und lebt ihre Träume...Sina Beerwald hat nicht nur tolle Charakter geschaffen, sie durften auch noch auf einem wunderschönen Flecken Erde spielen. Ich habe unzählige historische Bücher über sie Insel gelesen und muss klar sagen: Beerwald hat ihre Fiktion und die wahre Geschichte ganz perfekt und harmonisch miteinander verknüpft. Durch ihren bildhaften Schreibstil kann man fasst schon durch Keitum schlendern, das Watt riechen, den Kaffeeduft aus den Westerländer Cafés riechen und das Getümmel am Strand hören. 

Die Story an sich liest sich wirklich rasch weg und hat eine gewisse nordische Kühle inne, was aber auch an der Geschichte von Moiken liegt und das passt sehr gut zusammen. Die Friesen sind klar und ohne Schnörkel, sagen nur das was sie müssen und benötigen nur das zum Leben was sie eben benötigen...warum also mehr und ausschweifend in einem Roman darüber werden? Eben...Da ich selbst zu dieser „Spezies“ gehöre, kann ich das alles nur zu gut verstehen und unterschreiben. Dennoch kommen das Seelenleben von Moiken und Emma sehr gut weg und lassen erahnen, dass da in der Fortsetzung definitiv das Eis brechen wird. Hoffentlich!

Ich freue mich schon sehr auf den nächsten Teil, denn das Ende lässt einen recht unbefriedigt „gehen“. Was wird nun? Wie geht es weiter? Viele Fragen wollen beantwortet werden und es Bedarf dringend an Aufklärung!

 

Für dieses wahrliche Lesevergnügen erhält „Die Strandvilla“ von Sina Beerwald 5 von 5 Sterne!