Rezension

Mutter, wann stirbst du endlich? - Ein Buch, unbequem, aber unbedingt lesenswert!

Mutter, wann stirbst du endlich? - Martina Rosenberg

Mutter, wann stirbst du endlich?
von Martina Rosenberg

Es gibt Bücher, da zögert man, sie zu lesen. Schon der Titel provoziert, wühlt auf, fordert Stellungnahme. So ging es mir auch bei dem Buch Mutter, wann stirbst du endlich? von Martina Rosenberg.

Sollte ich es lesen, mich dem unbequemen Thema stellen? - Ich habe es getan, und das war auch gut so! 

Martina Rosenberg schreibt in ihrem Bericht über einen Lebenszeitraum von zehn Jahren (2000 – 2010).

Jahre, in denen der Leser einen Einblick in das Leben von dementen und depressiven Menschen bekommt. Nicht irgendwelcher Menschen, sondern es sind die Eltern von Martina Rosenberg. Eltern, die sie liebt, die sie groß gezogen haben, die immer für sie da waren.

Alles beginnt 2000 damit, dass Martina, ihr Mann Jens und Lena, ihre Tochter, aus Griechenland zurückkehren, wo es keine Zukunft für die kleine Familie gibt.

Sie ziehen zu Martinas Eltern. Das Haus ist groß, der Bruder, der vorher mit dort gewohnt hat, ist in ein eigenes Haus gezogen.

Die Lösung: Das Mehrgenerationen-Haus mit seinen positiven Möglichkeiten: Martina und Jens können sich eine neue Existenz aufbauen, Lena wird von den Großeltern versorgt , und wenn diese mal Hilfe brauchen, ist die junge Generation ja da.

So die Theorie, die Wirklichkeit ist jedoch eine andere.

Martinas Mutter erkrankt . Diagnose: Demenz!  Unerbittlich schreitet die Erkrankung fort. Dann erleidet der Vater einen Schlaganfall. Er wird depressiv, ungeduldig und übellaunig.

Das ganze wird Tag für Tag, Monat für Monat und Jahr für Jahr schlimmer.

Gefangen in dieser grausamen Alltagstretmühle, Wand an Wand mit den zunehmenden Schwierigkeiten der Eltern versucht Martina eine Lösung der Probleme zu finden. Aber kaum gibt es einen Ausweg, da tut sich woanders schon wieder eine neue Hölle auf.  Das Gesundheitssystem, die Altersvorsorge, die Politik Deutschlands mit all der Bürokratie verlangt immer neue Anträge, Formulare und Stellungnahmen, die allem, aber nicht den Betroffenen, dienlich sind.

So stehen auf einmal Kinder Eltern gegenüber, die sie nicht einmal mehr erkennen, müssen für sie Entscheidungen treffen, die sie vielleicht nicht gut heißen und finden dabei keinerlei Unterstützung.

Die Spirale, die Martina Rosenberg dabei immer mehr in die Verzweiflung  reißt, als Leser mitzuerleben, wühlt auf.

Hin und hergeworfen wird man und spürt die tiefe Hoffnungslosigkeit der Betroffenen.

Martina Rosenberg hat das Buch veröffentlicht, weil sie wachrütteln will. Jugend und Alter sollen und müssen miteinander sprechen, und zwar rechtzeitig, was für Möglichkeiten es gibt, wenn Kinder erwachsen werden und Eltern alt.

Nicht abwarten, bis die Situation eingetreten ist, sondern, wenn man noch miteinander reden kann.

Für mich als Kind kommt dieses Buch leider zu spät. Meine Eltern sind tot. Aber ich habe Kinder und mit denen werde ich über dieses Buch sprechen, und das ist nicht zu spät!

Unbedingt lesenswert!!!