Rezension

nach der Wahl ist vor der Wahl

Republik der Sündenböcke - Torsten Schubert

Republik der Sündenböcke
von Torsten Schubert

Bewertet mit 4 Sternen

Der Autor Torsten Schubert führt den Leser in seinem Buch "Republik der Sündenböcke" quer durch Deutschland, auf der Suche nach Antworten, wie (un)politisch Deutschland ist und wo die Gründe dafür liegen. Der Journalist interviewt Politiker, Experten, Bundestagsabgeordnete, Kommunalpolitiker, Menschen ganz unterschiedlichen Alters. Die  zentralen Fragen, die ihn umtreiben: wenn Politik so unbeliebt ist, wieso gibt es immer noch Menschen die sich für sie engagieren? Was ist verantwortlich für die Politikmüdigkeit der Wähler? Die Antworten die er bekommt sind ehrlich und zeigen verschiedene Ansichten, die sich nachvollziehen lassen. Auch die Medien erfahren berechtigte Kritik an ihrer immer knapperen Berichterstattung.

Das Buch ist alles andere als trocken, es liest sich locker und ist dabei immer interessant, fragt man sich doch, welches Fazit am Ende gezogen wird. Der Autor gibt die Meinungen seiner Interviewparter wieder, zieht seine Schlüsse, ohne dabei belehrend oder besserwisserisch zu erscheinen. Er stellt die richtigen Fragen und erhält Antworten, die seine Leser nachdenklich stimmen. Und genau das ist der Punkt, den er erreichen möchte. Seine Leser für das Thema zu interessieren und zu sensibilisieren.

Man erhält auch interessante Einblicke. So waren für mich vor allem die Mini-Gemeinden mit ihrer Urdemokratie und die Kinderstädte interessant. Auch, dass im Hamburger Miniaturwunderland die Parteien die Möglichkeit haben, vor einer Bundestagswahl eigene Wahldioramen zu erstellen, so wie sie sich die Städte in der Zukunft vorstellen. Und letztlich macht das Buch auch Hoffnung dass sich etwas ändert, wenn sich jeder in seinem kleinen Rahmen engagiert, sich einsetzt und nicht nur gejammert wird. Es bietet einige Denkanstöße und war gerade vor der aktuellen Bundestagswahl eine interessante Lektüre.