Rezension

Naja…eher mittelprächtig-okay, aber leider nicht so "wunderbar" wie erhofft

Das wunderbare Wollparadies - Manuela Inusa

Das wunderbare Wollparadies
von Manuela Inusa

Bewertet mit 3.5 Sternen

Was war ich gespannt auf einen Ausflug in die idyllisch anmutende Valerie Lane, ein charmantes Ladengässchen im Herzen Oxfords! – Ich hatte schon viel von Manuela Inusas Buchreihe gehört und dieses Werk stellt den vierten Teil daraus dar. Vorab kann ich festhalten, dass man dem Inhalt auch ohne Kenntnis der Vorgängerwerke problemlos folgen kann.

Im Fokus steht hier die herzensgute, hilfsbereite, allerdings manchmal recht verschlossene Susan, die Inhaberin des Wollgeschäfts. Niemand ihrer Freunde ahnt von ihrem traurigen Geheimnis, einem tragischen Erlebnis in ihrer Vergangenheit, das ihr Leben für immer verändert hat. Seit damals hat Susan den Männern abgeschworen und lebt nun einzig für ihren kleinen Hund Terry, ihren gemütlichen, von der Stammkundschaft hochgeschätzten Laden 'Susan’s Wool Paradise' und natürlich ihre Freunde aus der Valerie Lane. Sie liebt die Weihnachtszeit – auch wenn sie sich dann stets ein wenig einsamer als sonst fühlt. Noch ahnt Susan nicht, dass in diesem Jahr alles anders werden wird…

Erzählt wird stets aus Susans Perspektive, dies beinhaltet auch ein paar kurze Rückblicke zu den Schlüsselmomenten ihrer Vergangenheit. Die Kapitellänge ist sehr angenehm gewählt worden und der Schreibstil ist locker und flüssig. Weiterhin möchte ich die wunderschöne Covergestaltung hervorheben – auch im wahren Leben hätte ich an dieser einladenden Ladenfront nicht vorbeigehen können und das Geschäft wahrscheinlich vollbepackt mit Wollbündeln verlassen! Ich liebe Bücher, die zur (Vor-)Weihnachtszeit spielen, somit war der gewählte Handlungszeitraum genau nach meinem Geschmack. Die inkludierten Rezepte waren ein zusätzliches Schmankerl.

Nun zu den Dingen, die mir weniger gefallen haben. Susans Vergangenheit, obwohl sie erzähltechnisch nur einen kleinen Rahmen einnimmt, wurde mit deutlich mehr Intensität erzählt als der gegenwärtige – vergleichsmäßig dahinplätschernde – Handlungsstrang. Durch die Einbindung und permanente Erwähnung sämtlicher anderer Figuren (Susans Freundinnen, deren Partner bzw. Familien, Kunden) konnte ich mit Susan selbst kaum warmwerden. Ich verstehe ja, dass es sich um eine Buchreihe handelt und dass das Interesse der Leser auch für die jeweiligen Hauptfiguren der anderen Werke geweckt werden soll, aber hier wäre meines Erachtens weniger mehr gewesen. Es wirkte so, als müssten auf Krampf sämtliche Freundinnen miteinbezogen werden, wodurch nicht nur Susans an sich tiefgründige Geschichte total verblasste und eher oberflächlich rüberkam, sondern auch die Handlung oftmals langatmig schien und man das Gefühl hatte, es passiert nichts, es geht nichts voran. Die Nebenfigur Charlotte, die (- ähnlich wie Susan, wenn auch aus gänzlich anderen Gründen -) versucht, mit ihrer Vergangenheit abzuschließen, hatte zwar kürzere Szenen, kam mir im Vergleich zum anderen Trott allerdings deutlich erfrischender, sympathischer und interessanter vor.

Für mich wird es bei diesem Kurzausflug in die Valerie Lane bleiben. Bei den teilweise überschwänglich begeisterten Bewertungen zu diesem Roman habe ich mich ernsthaft gefragt, wie der angebliche Zauber derart an mir vorbeigehen konnte – trotzdem kann ich guten Gewissens sagen, dass die Geschichte nicht schlecht ist und sich als kurzweilige Unterhaltung für zwischendurch eignet.  

Fazit: Ganz okay, aber leider kann das Werk in keiner Weise mit Inusas wundervoller Novelle 'Das Weihnachtswunder von Chicago' mithalten, welches deutlich mehr Weihnachtsesprit und Gefühl versprüht.