Rezension

Nawrod ermittlet

Die Sünde - Toni Feller

Die Sünde
von Toni Feller

Bewertet mit 5 Sternen

Kriminalhauptkommissar Nawrod wird von Stuttgart nach Heidelberg versetzt, nachdem er in seinem Dezernat I einigen Kollegen auf die Füße getreten ist. Er ist davon nicht begeistert, zumal ihm auch noch eine junge unerfahrene Polizeianwärterin als Partnerin zugeteilt wird. Nesrin ist eine junge Türkin, die sich von Nawrod aber nichts gefallen lässt. Schon wenige Tage nach Nawrods Einstand steht der erste Mord an, den es aufzuklären gilt. Eine enthauptete Leiche in einem Auto, keinerlei Spuren. Nawrod kommt schnell dahinter, dass es sich hier nicht um einen Mord, sondern einen ganz ausgeklügelten Fall von Selbstmord handelt. Die Zusammenarbeit mit Nesrin wird langsam besser, die beiden brauchen einfach Zeit, um sich kennenzulernen. Als im Kommissariat ein Paket für Nawrod eintrifft, schockiert der Inhalt die ganze Abteilung. Im Paket befindet sich ein abgetrennter Finger. Die Untersuchungen ergeben, dass der Finger amputiert wurde, als das Opfer noch lebte. Es bleibt nicht bei dem einem Paket und allen wird klar, dass ein grausamer Täter sein Opfer bei lebendigem Leib Stück für Stück amputiert. Die Presse berichtet mit Schlagzeilen und ist genausogut informiert wie die Polizei, der Druck ist groß. Es stellt sich die Frage ob es einen Maulwurf gibt. Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren.
 
In "Die Sünde" hat der Autor Toni Feller einen dichten Thriller gewoben der gleich spannend beginnt. Erst nach und nach bekommt man als Leser eine Ahnung, worum es genau geht. Dabei wird die Handlung immer wieder durch Abschnitte unterbrochen, die sowohl die Sicht der Opfer als auch der Täter beschreiben. So hat man als Leser den Ermittlern Wissen voraus, was aber nicht störend wirkt. Die Polizeiarbeit ist interessant geschildert, die schon fast verzweifelten Anstrengungen, den Täter zu finden. Denn Anfangs verlaufen alle Spuren im Sande. Es gibt keine Spuren und  es ergibt sich einfach kein Zusammenhang,  die Polizei tappt im Dunkeln.
 
Nawrod musste sich meine meine Sympathie erkämpfen, denn seine allzu lockeren Sprüche und seine Machohaltung seiner Kollegin gegenüber fand ich nicht ganz so prickelnd. Das war aber nur anfangs so, er ist mir im Verlauf sehr sympathisch geworden, im gleichen Maß wie auch sein Verhältnis zu Nesrin besser wurde. Die  beiden konnten letztlich als fast ebenbürtige Kollegen zusammenarbeiten und bilden ein tolles, wenn auch sehr ungleiches Team. Erfrischend sympathisch dagegen kommt Nesrin rüber, die ein loses Mundwerk hat und den Fuß nicht vom Gaspedal bekommt. Auch einige andere Mitarbeiten sind detailliert gezeichnet und spielen eine größere Rolle, so z. B. die Kriminaltechnikerin Sabine Bauer. Das Privatleben der Ermittler spielt hier keine so große Rolle, der Fokus liegt eindeutig auf der Polizeiarbeit .
 
Der Schreibstil ist flüssig zu lesen, das Tempo hoch und die Spannung nimmt immer weiter zu um in einem Showdown zu enden. Das Thema, das bis in die Tiefen der Katholischen Kirche führt, ist sowohl aktuell als auch brisant, es stimmt nachdenklich.
 
Fazit: "Die Sünde" ist ein spannungsgeladener Thriller, der ein hohes Tempo vorgibt.  Ich freue mich schon auf Nawrods nächsten Fall.