Rezension

Neuanfang in Wicherns große Familie

Matze macht fette Beute -

Matze macht fette Beute
von Hans-Dietrich Nehring

Der 12jährige Matze will nicht stehlen, aber was soll er machen? Er hat so viel Hunger, und Papa kommt nicht nach Hause. Bestimmt ist er mal wieder in einer Kneipe. Zusammen mit seinem kleinen Bruder Jan macht sich Matze auf den Weg, um etwas zu „organisieren“.

 

Da der Polizeiwachtmeister auf dem Markt patrouilliert, müssen sich die Jungs etwas anderes einfallen lassen. Sie hoffen in einem Wohnhaus „fette Beute“ zu machen, dann müssten sie nicht mehr hungern. Es scheint so einfach zu sein, ein Kellerfenster steht offen. Sie klettern herein und machen sich auf die Suche. Doch dann kommt die Tochter des Hauses zurück. Jan ist gleich weg, doch Matze kann nicht schnell genug fliehen. Er hat große Angst wieder ins Zuchthaus zu kommen.

 

Johann Hinrich Wichern kommt gerade zu dem Haus, in dem der Einbruch missglückte. Er nimmt Matze mit. Doch wie wundert sich dieser, als er nicht eingesperrt wird, sondern sich stattdessen  zuerst einmal sattessen darf. Mit der Zeit lernt er die Hausgemeinschaft des sogenannten „Rauen Hauses“ lieben. Jetzt fehlt nur noch sein Bruder, doch bei dem Versuch ihn auch in Wicherns Haus zu bringen, verliert Matze fast alles, was ihm liebgeworden ist.

 

Diese Erzählung beruht auf die Lebensgeschichte Wicherns, der zusammen mit seiner Frau Rettungshäuser für die verarmten Kinder Hamburgs aufgebaut hat. Viele Ereignisse in der Geschichte haben tatsächlich so stattgefunden und wurden den Aufzeichnungen Wicherns entnommen.

 

Es ist interessant zu lesen, wie Kinder in der Mitte des 19. Jahrhunderts lebten. Die Geschichte enthält viele spannende Episoden. Johann Wichern wird sehr gut beschrieben, er wirkt authentisch und lebensnah, mit seinen positiven und negativen Seiten. Ein kleiner Mangel sind einige Wiederholungen.

 

Sprache und Erzählstil passen gut zur empfohlenen Altersgruppe. Vermutlich haben besonders ältere Grundschulkinder Freude an diesem Buch, das auch gut in einer Unterrichts- oder Gruppenstunde vorgelesen werden kann.

 

Fazit: Eine spannende Geschichte über eine beeindruckende historische Gestalt, die die Lebensumstände von Kindern vor zweihundert Jahren beschreibt und mit seiner Schilderung eines liebevollen und aufopfernden Lebensstils beeindruckt. Sehr empfehlenswert!