Rezension

Neurotisch langweilig

Eileen - Ottessa Moshfegh

Eileen
von Ottessa Moshfegh

Bewertet mit 2 Sternen

Von "Eileen" hatte ich viel erwartet; die Autorin wird ja vom Feuilleton förmlich in den Himmel gehoben. Noir mag ich auch, also: gebongt.

Meine Leseerfahrung war leider ganz anders. Die Perspektive - abgeklärte alte Frau erzählt von ihrem jugendlichen Selbst - gefiel mir an sich gut. Was ich nicht mochte, war der resigniert-verächtliche Erzählton und das endlose Wiederkäuen neurotischer Gedanken und  und Verhaltensweisen der Protagonistin, und die Sprache, die ein bisschen zu offensichtlich schockieren soll, passte für mich nicht zu der abgeklärten alten Frau, als die sich die Erzählerin inszeniert. 

Gelungen fand ich die Figur der verklemmten Eileen als Spiegel des männlichen Blicks auf weibliche Körper; Eileens eigene Gnadenlosigkeit mit sich selbst spiegelt lediglich die erbarmungslosen Normen für Weiblichkeit in den 1960er Jahren. Hat sich daran seitdem viel geändert?

Die Klimax durch die immer wieder erwähnte Rebecca, die als Katalysator zu Eileens Befreiung aus ihrem familiären Elend führt, konnte mich ebenfalls nicht überzeugen; eine glaubwürdige Motivation Rebeccas bzw. eine psychologische Unterfütterung für ihr Verhalten bleibt die Autorin uns schuldig.  Die Figur wirkt wie der Geschichte aufgepfropft; ich fand sie verzichtbar.

Eileen selbst ist eine unsympathische Protagonistin. Das ist okay; ich muss mich mit Figuren nicht identifizieren können - nur interessant müssen sie sein. Der wie ein Thriller aufgebaute Roman bleibt jedoch seltsam unspannend; zwar baut Moshfegh  eine düster-unheilvolle Atmosphäre auf, aber die Redundanz von Eileens Gedanken und Vorstellungen beginnt ab der Mitte des Romans zu langweilen. Und nachdem der Roman von Anfang an auf etwas ganz und gar spektakulär Grauenvolles hingezielt hat, enttäuscht das Ende durch eine ziemlich zahme Auflösung.

Insgesamt kann ich den Roman nicht empfehlen.