Rezension

Nicht ganz so gut wie der Vorgänger!

Unravel Me - Tahereh Mafi

Unravel Me
von Tahereh Mafi

Vor dem Lesen hatte ich mich schon gefragt, wie Tahereh Mafi es wohl anstellt, dass plötzlich alle so vernarrt in Warner sind. Jetzt habe ich meine Antwort. Er ist ein wunderbarer, starker Charakter mit viel Hintergrundgeschichte.

Worum geht’s?

Juliette und Adam sind sicher im Omega Point angekommen und gleich werden sie wieder voneinander getrennt. Während Juliette lernen soll, mit ihrer tödlichen Gabe umzugehen, führt man an Adam Experimente durch, um herauszufinden, wo seine Gabe liegt. Die Feindseligkeit anderer bekommt Juliette jedoch auch hier zu spüren, so dass es ihr schwer fällt, in ein freies Leben zu starten. Erst als sie herausfindet, was es mit Adams Gabe wirklich auf sich hat, entscheidet sie sich dafür, sich und ihre Gabe besser kennenzulernen. Aber dann kommt Warner plötzlich wieder ins Spiel und alles verändert sich ein weiteres Mal...

 

 

Schreibstil

Ich liebe Tahereh Mafis Art zu schreiben. Ganz ehrlich, sie bringt so viel Charaktertiefe allein durch ihren Schreibstil in ein Buch, dass ich sie dafür nur bewundern kann. Während im ersten Teil noch viel durchgestrichen wurde, wird es hier immer weniger, was verdeutlicht, welche Fortschritte Juliettes Entwicklung macht.

Besonders gerne lese ich übrigens die Stellen, an denen es richtig leidenschaftlich wird, denn der Schreibstil vermittelt das Gefühl eines Rausches, eines Sogs, dem man nicht mehr entweichen kann. So etwas ist kunstvoll und wunderschön - Weiter so, Tahereh Mafi!

 

 

Meine Meinung

Teil 2 der Reihe hat mir nicht ganz so gut gefallen wie der erste Teil und auch nicht so gut wie der Letzte, den ich gleich im Anschluss daran gelesen habe.

Was mich am meisten begeistern konnte, waren die ganzen Wendungen, die die Geschichte so einzigartig gemacht habe. Bis zum Schluss konnte man nicht wirklich viel vorhersehen, was ja nicht immer so ist, wenn man schon einige Dystopien gelesen hat.

Juliettes Charakterentwicklung hat auch langsam an Fahrt aufgenommen. Zu Beginn des Buches war ich jedoch etwas genervt von ihrer Einstellung und diesem ständigen Adam-hier-Adam-da und Was-würde-Adam-wohl-dazu-sagen und das, obwohl ich Adam im ersten Teil wirklich, wirklich gerne mochte. Als sich dann aber alles für die beiden geändert hat, war ich ehrlich erleichtert. Endlich hatte Juliette mal die Möglichkeit über sich selbst nachzudenken und sich weiterzuentwickeln. Und von da an fand ich die Charakterentwicklung, die sie gemacht hat, sehr schön.

Bei Adam hatte ich genau das gegenteilige Gefühl. Im ersten Teil war er noch stark und zärtlich und leidenschaftlich, im zweiten Teil führt er sich auf wie ein liebestoller Golden Retriever. So einen Freund will doch keiner haben. Allerdings wurde ich das Gefühl nicht los, dass Tahereh Mafi nach dem ersten Teil keine Lust mehr auf Adam hatte und ihn als Charakter deswegen immer schwächer werden ließ. Das ist ein bisschen schade, denn auch ein starker Adam hätte im zweiten Teil Juliettes Entwicklung nicht unbedingt behindern müssen. Hier hätte ich mir gewünscht, dass es zumindest den Anschein macht, als ob die Autorin den ursprünglichen Weg versucht weiterzuverfolgen.

Am beachtlichsten war wohl Warners Wandlung beziehungsweise die Offenbarung, dass nicht immer alles so ist wie es scheint. Vor dem Lesen hatte ich mich schon gefragt, wie Tahereh Mafi es wohl anstellt, dass plötzlich alle so vernarrt in Warner sind. Jetzt habe ich meine Antwort. Er ist ein wunderbarer, starker Charakter mit viel Hintergrundgeschichte. Er behindert Juliette nicht in ihrem Potenzial, sondern bestärkt sie, in dem er sie so nimmt, wie sie ist. Seine Motive sind ganz anders, als es im ersten Teil den Anschein macht, sie machen ihn liebenswert, herzlich und unglaublich tief. Aber trotzdem war er mir manchmal ein bisschen zu sentimental, zu offen mit seinen Gefühlen zu Juliette und definitiv zu anhänglich.

Mit Warner und Adam hat Tahereh Mafi zwei Traumtypen geschaffen, zwischen denen sich der Leser nur noch entscheiden muss. An manchen Stellen waren sie zu perfekt, haben zu oft das gesagt, wonach sich ein Mädchen sehnen würde und was ein normaler Typ niemals so offen sagen würde, meistens jedoch waren sie genau richtig für meinen Geschmack. Ihr Favorit wurde in diesem Buch sehr deutlich. Ich war entschlossen, Adam weiter zu mögen, doch seine Charakterentwicklung hat es mir echt schwer gemacht. Warners Entwicklung und seine Erklärungen erschienen mir manchmal zwar etwas sehr weit hergeholt, aber trotzdem ist mir sein Charakter tausendmal lieber, weil er einfach so kompliziert ist.

 

Fazit

Nicht ganz so stark wie der erste Teil, aber trotzdem immer noch ein tolles Buch. Schade, dass Adams Charakter den Aufzug nach unten nahm, während Warner immer weiter gen Himmel stieg. Ein gesundes Mittelmaß hätte die Dinge für Juliette zwar deutlich komplizierter gemacht, dem Leser aber auch mehr Vergnügen bereitet.