Rezension

Nicht nur die Skandinavier können gute Krimis schreiben!

Kap der Lügen - Michèle Rowe

Kap der Lügen
von Michèle Rowe

Bewertet mit 4 Sternen

Mit Michèle Rowe tritt eine Krimi- und Thrillerautorin auf den Plan, die sich aus meiner Sicht nicht hinter den vielgepriesenen skandinavischen Autoren verstecken muss. Der Aufbau ihres Romans ist vielschichtig, und sie flechtet gekonnt die Situation der Farbigen und der Weißen im heutigen Südafrika in ihren Roman ein. Man hat das Gefühl, das Land so zu erleben, wie es ein Einheimischer erleben würde – was nicht verwundert, denn die Autorin hat in Johannesburg und Kapstadt studiert und lebt in Südafrika. Sie schreibt also nicht – wie es in letzter Zeit so oft bei Krimis mit exotischem Setting der Fall ist – aus der Ferne, sondern aus der Nähe. Und sie hat einen guten Blick für Details und Stimmungen.
 

Die Korruption im Polizeiapparat spricht sie ebenso an wie die Landaufkäufe reicher Weißer zulasten der Farbigen. Das hat Existenzen bedroht, Familien zerrissen, ihnen die Lebensgrundlage geraubt. Rowe zeichnet nicht das Bild eines schmucken Urlaubslandes. Sondern (aus meiner Sicht) ein realistisches Bild eines gebeutelten Landes, das es nicht schafft, zu dem zu werden, was es sich vorgenommen hat. Manchmal hat mich weniger die Handlung des Kriminalromans, als vielmehr die Beschreibung der Lebensumstände gefesselt.

Der Kriminalfall an sich war gut aufgebaut und wartet am Schluss mit einer überraschenden Wendung auf, welche die vielen Bruchstücke zu einem Großen Ganzen zusammensetzt. Erst am Schluss wurde mir so richtig klar, warum es schon am Anfang um so viele Nebenhandlungen ging… Da hätte ich mir einen etwas deutlicheren roten Faden gewünscht, aber letztlich spielte ja alles ineinander und rückschauend betrachtet ist das auch alles logisch.

Insgesamt ist das Buch sicher nicht nur für Krimifans interessant, sondern auch für Leser, die sich für ein gesellschaftliches Bild von Südafrika interessieren.