Rezension

Nichts ist so, wie es auf den ersten Blick scheint

Gegen deinen Willen - Manuela Obermeier

Gegen deinen Willen
von Manuela Obermeier

Bewertet mit 4 Sternen

Im Englischen Garten wird ein toter Mann aufgefunden. Hauptkommissarin Toni Stieglitz wird zum Fundort gerufen und mit den Ermittlungen betraut. In der Brust des Mannes ist das Wort "Drecksau" eingeritzt. Es stellt sich heraus, dass der Tote Lehrer war. Als bei ihm Fotos von jungen Mädchen gefunden werden, verdichten sich die Hinweise, dass es sich um einen Racheakt handelt. Doch dann nimmt ein geheimnisvoller Informant Kontakt zu Toni auf. Er behauptet, dass hinter dem Mord ein ganz anderes Motiv steckt...

Nach "Verletzung" und "Tiefe Schuld" ist "Gegen deinen Willen" bereits der dritte Fall für Hauptkommissarin Toni Stieglitz. Da die Bände in sich abgeschlossen sind, kann man sie aber unabhängig voneinander lesen. Wenn man allerdings an den Weiterentwicklungen im Privatleben der Hauptprotagonistin interessiert ist, dann sollte man die Reihenfolge einhalten. Wobei Manuela Obermeier wichtige Hintergrundinformationen dazu in die Handlung einfließen lässt, sodass man auch ohne Vorkenntnisse keine Schwierigkeiten haben dürfte, alles richtig zuzuordnen. 

Der Einstieg in den aktuellen Fall gelingt mühelos, denn das Interesse, den Mordfall aufzuklären, wird sofort geweckt. Außerdem gibt es im Privatleben der Hauptprotagonistin eine unerwartete Wendung. Der Schreibstil ist flüssig und sehr angenehm lesbar. Man kann sich die beschriebenen Szenen mühelos vorstellen. Die Charaktere wirken ebenfalls sehr lebendig, sodass man mühelos in die Handlung eintauchen kann. 

Der Fall selbst ist zunächst rätselhaft. Gemeinsam mit den Ermittlern tappt man lange Zeit im Dunkeln und kann nicht einschätzen, welches Motiv zum Tod des Lehrers geführt hat und wer der Täter ist. Dadurch wird die Spannung früh aufgebaut und kann durchgehend gehalten werden. Immer wenn man meint, einen Verdacht zu haben, führen neue Hinweise dazu, dass man die eigenen Überlegungen komplett überdenken und neu ansetzen muss. Das Geschehen wird dabei aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet, die zunächst nicht richtig miteinander in Verbindung gebracht werden können. Da aber alle Handlungsstränge interessant geschildert werden, verfolgt man gespannt das Geschehen und versucht dabei Täter und Motiv zu enttarnen. Zum Ende hin laufen alle Fäden zusammen. Außerdem kommt es zu einer überraschenden Wendung, die dafür sorgt, dass man den Krimi zufrieden beenden kann.

Die privaten Nebenhandlungen um die sympathische Hauptprotagonistin nehmen ebenfalls einigen Raum in diesem Krimi ein. Sie drängen sich allerdings nicht zu sehr in den Vordergrund, sondern tragen mit dazu bei, dass Toni Stieglitz noch lebendiger wirkt. 

Ich habe mich beim Lesen dieses Krimis ausgesprochen gut unterhalten, denn ich konnte mich ganz auf die Handlung einlassen und habe die Ermittlungen gespannt verfolgt. Der aktuelle Fall und die privaten Nebenhandlungen haben dafür gesorgt, dass ich ganz in den Sog der Ereignisse geriet und das Buch erst aus der Hand legen konnte, als ich am Ende angekommen war.