Rezension

Noch spannender als sein Vorgänger

Das Haus der verlorenen Seelen - Britta Bolt

Das Haus der verlorenen Seelen
von Britta Bolt

Bewertet mit 5 Sternen

Nach dem sehr vielversprechenden Auftakt in “Das Büro der einsamen Toten” geht nun die Reihe um Pieter Posthumus mit “Das Haus der verlorenen Seelen” weiter. Für das Pseudonym Britta Bolt hat sich wieder das Autorenduo zusammen getan, bestehend aus Britta Böhler und Rodney Bolt.

Pieter Posthumus ist eigentlich für die Bestattung der einsamen Toten in Amsterdam zuständig, doch als ein Mieter im Gästehaus neben seiner Stammkneipe Dolle Hond tot aufgefunden wird, ist es Pieter, der die Polizei auf eine Verbindung aufmerksam macht, die schließlich zur Verhaftung der Wirtin des Gästehauses, Marloes, führt. Dabei ist Pieter genauso wie seine Freundin Anna, die Eigentümerin des Dolle Hond, fest davon überzeugt, dass Marloes unschuldig ist. Es liegt also mal wieder an Pieter, den Fall zu lösen.

Auch “Das Haus der verlorenen Seelen” kommt mit einem wunderbar schlichten, aber unfassbar schönen Buchcover daher und passt somit optisch perfekt zu seinem Vorgänger. Doch auch inhaltlich kann der zweite Band mit dem ersten mithalten – tatsächlich hat mir Pieters zweiter Fall sogar noch um einiges besser gefallen als sein erster.

Das könnte daran liegen, dass das Autorenduo hier anfangs gleich auf größere Einführungsszenen, Wiederholungen oder Vorstellungen der bereits bekannten Charaktere verzichtet – der Beginn der Handlung spielt nur wenige Wochen nach den Ereignissen im vorigen Roman und geht somit auch gleich mit dem Fund der Leiche los. Damit ist die Spannung also von der allerersten Seite an garantiert. Leser, die bereits mit dem ersten Fall von PP bekannt sind, treffen hier wieder auf all die bekannten Charaktere aus dem ersten Buch und ich muss gestehen – ich habe sie alle sehr lieb gewonnen. Ich hatte stellenweise den Eindruck, dass man als Leser im zweiten Buch um einiges vertrauter mit den Charakteren ist, ihre Eigenschaften besser kennt und auch Pieter selbst schneller und besser versteht. So ist das Wiedersehen – oder eher Wiederlesen – wie ein Treffen unter guten Bekannten und teilweise herrscht auch eine nahezu familiäre Atmosphäre. Dies ist tatsächlich zum größten Teil natürlich dem Umstand geschuldet, dass ein Großteil der Handlung im Dolle Hond spielt und dass Marloes eine enge Bekannte, wenn nicht gar Freundin, ist.

Es gilt, Marloes’ Unschuld zu beweisen und da Posthumus nun genau genommen kein Ermittler ist und damit auch überhaupt kein Recht, zu ermitteln, schon gar nicht in einem Fall, der bereits vor Gericht steht, gestaltet sich solch eine Ermittlung weitaus schwerer und komplizierter, als sie es gewöhnlicherweise in gewöhnlichen Kriminalromanen tun würde. Doch genau das ist natürlich das, was mir bereits am ersten Buch so gut gefallen hat: Pieter ist kein Ermittler. Die Wege, wie er trotzdem mehr oder weniger an die Lösung des Rätsels gelangt, sind ungewöhnlich, ausgefallen und ideenreich. Dies führt dazu, dass man als Leser eine nicht nur abwechslungsreiche und interessante Geschichte zu lesen bekommt, sondern auch eine sehr spannende dazu. Denn nicht ohne Grund habe ich die über 300 Seiten mal wieder in einem Rutsch hinweg gelesen – es gibt keine einzige Stelle, an welcher soweit Langeweile aufkommen würde, so dass man gewillt wäre, das Buch zur Seite zu legen.

Was die Leser von beiden Büchern auch noch freuen dürfte: die Geschichte aus “Das Büro der einsamen Toten” geht ein wenig auch hier noch weiter. Einige offene Fragen werden aufgegriffen, es wird über die vergangenen Geschehnisse gesprochen und Bezug auf diese genommen. Man kann zwar trotzdem noch beide Bücher selbständig für sich lesen, empfehlen würde ich jedoch allemal, sich an die Reihenfolge zu halten und schlichtweg beide Romane zu lesen. Denn sie sind beide sehr empfehlenswert und ein großes Stück richtig gute unterhaltende Kriminalliteratur.

In “Das Haus der verlorenen Seelen” dürfen wir wieder einen außergewöhnlichen “Ermittler” auf seinen Fahrradtouren durch das wunderbare Amsterdam begleiten und einen recht persönlichen, aber sehr spannenden Fall lösen. Posthumus’ zweiter Fall gefällt mir sogar noch besser als sein erster, deswegen gibt es dafür eine ganz große Leseempfehlung für alle Krimi-Fans.