Rezension

Oh, some sweet day gonna take away this hurtin' inside

Blut in den Bayous - James Lee Burke

Blut in den Bayous
von James Lee Burke

1991 bereits in der deutschen Übersetzung unter dem Titel „Mississippi Delta – Blut in den Bayous“ erschienen und 1996 filmisch mit Alec Baldwin in Szene gesetzt, liegt nun, dem Pendragon Verlag sei Dank,  in einer überarbeiteten Fassung als „Blut in den Bayous“, zweiter Band der Dave Robicheaux-Reihe vor.

New Orleans und die Mordkommission sind Geschichte, mittlerweile betreiben Robicheaux und seine   Frau mit einem Helfer einen Angelshop samt Bootsverleih in Louisianas Süden. Und so lebten sie froh und glücklich bis ans Ende ihrer Tage? Mitnichten, denn spätestens als sie Zeuge eines Flugzeugabsturzes werden und Robicheaux die einzige Überlebende, ein kleines Mädchen, aus dem Wasser zieht, kann man bereits ahnen, dass dieses Ereignis unerwartete Wendungen nach sich ziehen wird. Und so kommt es auch.  Er erfährt, dass es sich bei den anderen Toten um salvadorianische Flüchtlinge handelt, deren Zahl aber von den Behörden nicht korrekt angegeben wird, was wiederum sein Misstrauen weckt. Wer kann ein Interesse an dieser Manipulation haben? Und warum?

Es ist nicht vorrangig dieses Wer und Warum, Burke lässt uns vielmehr hinschaue und zeigt, wie diese Ereignisse Verhalten und Leben des Protagonisten formen. Wie beispielsweise das Mädchen, das er gerettet hat, das er beschützt und für das er sich fortan so verantwortlich fühlt, dass er es adoptiert. Es ist ein gegenseitiges Geben und Nehmen, denn im Gegenzug bewahrt ihn dieses Kind davor, sich endgültig dem Suff zu ergeben. Aber die Alkoholabhängigkeit ist nur eines der Probleme, mit denen Robicheaux  zu kämpfen hat. Es sind die Erinnerungen, die ihn verfolgen. Ihn, das verlassene Kind, das der verlorenen Kindheit hinterher trauert, aber auch den jungen Mann, den seine Kriegserlebnisse in Vietnam noch immer quälen. Diese Traumata beschreibt der Autor glaubhaft und ohne Schönfärberei und gewährt uns so einen Blick in Vergangenheit und Gegenwart eines Getriebene, eines Mannes, dessen moralische Integrität immer wieder dann in Frage gestellt wird, wenn er sich mit den dunklen Seiten der menschlichen Existenz konfrontiert sieht.

Sprachlich wie immer vom Feinsten, mit geschliffenen Dialogen, immer auf den Punkt. Und wie in allen Romanen James Lee Burkes, natürlich auch in „Blut in den Bayous“, die grandiosen Landschaftsbeschreibungen des amerikanischen Südens, sodass man sich während der Lektüre in die Sumpflandschaft Louisianas versetzt fühlt, die dampfende Luft auf der Haut, die Gerüche der Bayous in der Nase, den Swamp-Blues im Herzen und den Rhythmus des Zydeco in den Beinen spürt. Heimat von James Lee Burke und seinem Alter Ego Dave Robicheaux.