Rezension

Ouija

Das Wunschspiel - Patrick Redmond

Das Wunschspiel
von Patrick Redmond

Bewertet mit 5 Sternen

England 1954 in einem englischen Internat. Seit jeher schiebt die englische Oberschicht ihre männlichen Kinder schon sehr früh in den Drill teurer, trotzdem spartanischer Internate ab. Ich denke, daran hat sich bis heute nicht viel geändert. Es gibt sadistische Cliquen und es gibt Opfer. Petzen ist unehrenhaft. Alle wissen um die Quälereien, alle halten den Mund, Lehrer und Schüler gleichermaßen. Obwohl die Väter das Gleiche durchgemacht haben, setzen sie ihre Söhne derselben Folter aus in der Meinung, sie dadurch zu toughen Erwachsenen zu formen.
Jonathan, eine der Hauptfiguren dieses Romans, ist der klassische Außenseiter, weil er nicht zur Oberschicht gehört, sondern die Eltern gerade so das Schulgeld aufbringen können. Er hat zwar drei gute Freunde, doch im Schlafsaal ist er schutzlos. Auch der Lateinlehrer hat ihn ins Visier genommen. Doch ein Schüler, Richard, springt Jonathan zur Seite, zeigt ihm, wie er sich erfolgreich mit Worten statt Taten wehren kann. Die Beziehung zwischen den beiden nimmt krankhafte Züge an, als sie sich mit einem Ouija-Brett beschäftigen. Es gibt Unfälle und tödliche Zwischenfälle, die kein Zufall mehr sein können. Alles mündet in einer unfassbaren Todesszenerie.
Dieser Roman lässt Gänsehaut wachsen, wenn aus dem normalen Alltag unbemerkt der Wahnsinn Einzug hält. Die Charaktere sind sehr gut dargestellt. Wie im richtigen Leben gibt es die Guten, aber auch diejenigen Jungs, deren ganze Energie im Ausdenken neuer Schikanen steckt. Isoliert man sie, dann verlieren sie ihr Selbstbewusstsein und finden keinen Platz mehr im Sozialgefüge.
Der Autor setzt sehr geschickt und subtil Horrorelemente ein, ohne sie explizit zu erwähnen. Alles kann natürliche Ursachen haben, aber wo bleibt die logische Erklärung?  Nein, ein teuflischer Hauch liegt über dem Geschehen und macht die grandiose Spannung aus. Ein Plot, der sich in meinen Augen gut zur Verfilmung eignet.