Rezension

Packende Handlung in einem an ein Computerspiel erinnernden Setting

Die Enklave - Ann Aguirre

Die Enklave
von Ann Aguirre

Bewertet mit 4.5 Sternen

Inhalt

 

Die Oberfläche ist verseucht, giftiger Regen erschwert das Atmen und brennt auf der Haut. Viele der Überlebenden haben sich in die alten U-Bahntunnel geflüchtet, sich zu Kollektiven zusammengeschlossen und leben so tief unter der Erde. Das erzählt man sich jedenfalls.
Doch ist die Oberfläche wirklich unbewohnbar geworden?

 

Zwei kennt nur die Dunkelheit der Tunnel, in denen sie geboren und aufgewachsen ist. Mit der Überzeugung, dass die Enklave, der sie angehört, die wirkungsvollste Strategie zum Überleben gefunden hat, hat sie sich zur Jägerin ausbilden lassen. Gemeinsam mit ihrem Partner Bleich kämpft sie gegen die Freaks, zombieähnliche Monster, die immer wieder Menschen anfallen und ihre Gemeinschaft bedroht.
Eines Tages sorgt allerdings eine gewichtige Entdeckung dafür, dass in ihr Zweifel an den Entscheidungen ihrer Anführer geweckt werden. Um ihre Freunde zu schützen, macht sie sich zur Zielscheibe und wird nach Oben verbannt.
Und ist vollkommen überrascht davon, dass Bleich sofort einwilligt, sie zu begleiten.

 

 

Meinung

 

Die Idee des Buches, eine komplette Welt unter der Erde darzustellen, hat mich sofort fasziniert. Inhaltlich hat mich der Plot mit den unheimlichen Freaks sofort an Metro 2033 erinnert, das ich zwar noch nicht gelesen habe, aber zumindest das Computerspiel dazu kenne.
Atmosphärisch bringt die Autorin genau das rüber, was ich von diesem Schauplatz erwartet habe, und schafft sogar noch mehr: Die an eine frühe Kultur erinnernde Enklave mit ihren Lebensweisen und vor allem Richtlinien zum Überleben wird realitätsnah beschrieben. Bedrückend, düster, gefährlich, schnörkellos, so präsentiert sich dem Leser der Alltag in den alten U-Bahntunneln. Anfangs erkennt man kaum, dass man eigentlich eine Zukunftsversion der eigenen Gegenwart und keine Höhlen einer vergangenen Epoche vor sich hat. Erst nach und nach erschließt sich die wahre Tragweite einer Existenz in jener unwirklichen Umgebung. Dabei hat mich Ann Aguirre immer wieder überrascht, wie gut es ihr gelingt, diesen unbedarften Blick auf für uns so alltägliche Orte und vor allem Gegenstände darzustellen. Man wird regelrecht in die Perspektive Zweis hineingeworfen und kann sich daher auch sehr gut mit ihr identifizieren.

 

Der flüssige und fesselnde Schreibstil und die spannende, abwechslungsreiche Handlung tragen ihr Übriges dazu bei, dass man von der Geschichte gefangen genommen wird und unbedingt weiterlesen will. Die richtig dosierten Actionszenen und eine Liebesgeschichte, die sich entgegen anderer Dystopien nicht zu sehr in den Vordergrund drängt, haben mir besonders gut gefallen. Man ist wirklich mittendrin und fühlt sich nicht nur wie ein Beobachter.
Gerade deswegen ist es manchmal etwas ärgerlich, dass gewisse Ereignisse zu schnell abgehandelt werden. An einigen Stellen springt die Handlung von einem Schauplatz zum anderen, was einen schon mal aus dem kurzweiligen Lesefluss reißen kann. Obwohl die knappe Art der Berichterstattung sehr zu Zweis pragmatisch veranlagtem Charakter passt, wirkt sie hin und wieder doch zu knapp.

 

 

Fazit

 

Die Enklave bietet eine mitreißende Story und mit den zombieähnlichen Freaks Gegner, die auch männlichen Lesern zusagen könnten. Anlehnungen an gewisse Computerspiele sind auf alle Fälle gegeben, selbst wenn Zweis Schicksal wesentlich tiefgründiger gestaltet ist als die meisten Horrorshooter. Die Hauptfiguren wissen zu überzeugen, ihre Lebensweise und Lebenseinstellung sind perfekt auf die Umgebung abgestimmt, in der sie aufgewachsen sind. Ab und zu ist die Handlung nicht so detailreich geschildert, wie ich es gerne gehabt hätte, aber das hält sich in Grenzen.
Für all diejenigen, die eine andersartige Dystopie suchen, bei der weniger irgendwelche romantischen, sondern eher actionreiche Szenen im Vordergrund stehen, ist der Roman bestens geeignet.