Rezension

Patientenratgeber in besonnenem Stil und juristisch auf aktuellem Stand

Abschied vom Leben
von Michael de Ridder

Bewertet mit 5 Sternen

In Gesprächen über schwere Erkrankungen und das Sterben haben viele bereits spontan den Wunsch geäußert, am Lebensende nicht wiederbelebt, nicht beatmet oder künstlich ernährt zu werden. Ethische und medizinrechtliche Fragen am Lebensende eines Menschen klärt Michael de Ridder in seinem Patientenratgeber. Zentrale Themen des Buches sind Sterbebegleitung, Sterbehilfe, Koma und Wachkoma, Demenz und Erkrankungen, die die Fähigkeit zur Selbstbestimmung beeinträchtigen können, sowie Hirntod und Organspende.

Zunächst setzt sich der Autor kritisch damit auseinander, dass paternalistisches Arztverhalten noch immer im Widerspruch zum Recht des Patienten auf Selbstbestimmung stehen kann, einem Recht das über das Lebensende hinaus gilt. Ärztlicher Paternalismus gehe von der Annahme aus, dass Patienten über ihr Lebensende nicht entscheidungsfähig sein oder ihre Meinung später ändern könnten – und dann ihrem Arzt dankbar sein würden. Eine alternde Gesellschaft muss sich z. B. damit auseinandersetzen, dass Patienten aufgrund einer Erkrankung ihren Willen nicht mehr äußern oder sich nicht mehr an eine bereits getroffene Verfügung erinnern können. Das Thema Demenz erhält im Buch deshalb angemessenen Raum. Auch hier kritisiert de Ridder bei Ärzten und Pflegepersonal zu geringes Wissen über den Verlauf von Demenzerkrankungen und die Lebenserwartung in unterschiedlichen Stadien.

Zum Thema Wiederbelebung, z. B. in einem Notfall , können de Ridders Gedanken Betroffene und Angehörige in der Vorbereitung auf ein Arztgespräch unterstützen. Man erhält Fakten und Argumente, mit denen auch ein medizinischer Laie zu einer realistischen Einschätzung gelangen kann, w i e ein Patient nach einer Wiederbelebung weiterlebt. Koma und Wachkoma sind ein hochkomplexes Thema, hier setzt der Autor Annahmen und Befürchtungen nüchterne Fakten entgegen. In besonnenem Ton und direkt an seine Leser gerichtet, legt de Ridder beim Thema aktive und passive Sterbehilfe dar, was Strafrecht und ärztliches Berufsrecht vorschreiben, welche Widersprüche in der ethischen und juristischen Bewertung bestehen und welche Folgen der reformierte §217 StGB für Ärzte hat.

Ridders Kritik am Wissensstand von Ärzten und Pflegepersonal zum Thema Sterben lässt mich vermuten, dass sein Buch sich zunächst an Fachkollegen, Pflegeberufe und in der Beratung Tätige richtet. Wer als Laie nicht vor medizinischer Fachsprache und dem akademischen Stil eines routinierten Autors zurückschreckt, findet hier einen Patientenratgeber (juristisch auf aktuellem Stand), mit Mustervorlagen und Adressen von Beratungsstellen im Anhang. De Ridder führt in besonnenem Stil medizinische und juristischen Fakten auf und erleichtert damit seinen Lesern, in Ruhe auszuloten was möglich und was erlaubt ist.