Rezension

Perfekte Ergänzung zur Highland-Saga

Zeit der Stürme - Diana Gabaldon

Zeit der Stürme
von Diana Gabaldon

Lord John und der Usus der Armee

In der ersten Kurzgeschichte treffen wir auf Lord John, einen der bekannteren Charaktere aus der Highland-Saga. Nach einer missglückten Zitteraal-Party nutzt er die Gunst der Stunde und wird nach Kanada abberufen, wo die englische Armee kurz davor steht, ihren Vorstoß auf Quebec zu wagen.
Schon in den Highland-Romanen war Lord John Grey ein Charakter, den ich höchst interessant fand. Ein englischer ranghoher Offizier, der eine Vorliebe für das männliche Geschlecht hat. Ein Charakter, der interessante Abenteuer erleben kann und es auch tut. Obwohl ich mich lange nicht mehr mit der Highland-Saga beschäftigt habe, war ich gleich wieder in der Geschichte drin. Diana Gabaldon hat einen sehr angenehmen Schreibstil, der sich flüssig lesen lässt und das Abtauchen in die Geschichte garantiert. Mit der Zitteraal-Party hat sie einen guten Einstieg gewählt, um dem Leser Zeit zu lassen, sich wieder mit der Geschichte auseinanderzusetzen, bevor sie Lord John zurück zur Armee gesendet hat.  Im Armeelager angekommen, muss Lord John viele Aufgaben erledigen und er lässt sich auf den Vorstoß nach Quebec ein. Soldatengeschichten stehe ich ja eher skeptisch gegenüber, aber Diana Gabaldon schreibt weder langweilig, noch monoton, so dass mir auch das Lesen dieser Passagen Spaß bereitet hat.

Lord John und der Herr der Zombies

Auch die zweite Geschichte handelt von Lord John. Diesmal wird er nach Jamaica entsendet, um sich um die Sklavenaufstände zu kümmern. Jamaica bietet Stoff für eine gute Geschichte und Diana Gabaldon nutzt dies auch. So bekommt Lord John es mit Schlangen zu tun, dem Vodoo-Kult,  interessanten Charakteren und Intrigen. Auch wenn es nur ein Kurzroman ist, nimmt die Geschichte einen doch gefangen. Das besondere Flair, welches in Jamaica herrscht, wird gut umgesetzt und ist fast spürbar. Die Idee mit den Zombies verleiht der Geschichte einen mystischen Touch. Sie lädt zwar nicht zum Gruseln ein, aber erzeugt doch eine unheimliche Atmosphäre.
Es war ein guter Zug, Lord John in dem zweiten Kurzroman nicht mehr an dem typischen Armeeleben teilhaben zu lassen, sondern ihn in ein anderes Setting zu verfrachten. So hatte man zwei ganz unterschiedliche Geschichten, aber mit derselben lieb gewonnenen Person.

Wie ein Blatt im Wind

In dem dritten Kurzroman steht Jeremiah MacKenzie im Vordergrund. Jeremiah, kurz Jerry genannt, ist der Vater von Roger MacKenzie, dem Schwiegersohn von Jamie und Claire. Roger wusste nie genau, was mit seinem Vater passiert ist und diesen Faden greift Diana Gabaldon in diesem Kurzroman nun auf.
Auch wenn Jerry bisher keine bekannte Figur aus der Highland-Saga war, fand ich die Geschichte an sich doch spannend zu lesen. Allerdings hatte diese Geschichte für mich auch Längen, obwohl sie die kürzeste von den vier Kurzromanen darstellt. Anfang und Ende waren sehr interessant, der Mittelteil an sich auch, aber er konnte einfach nicht mithalten und deswegen die Längen.
Das Ende hat mir besonders gut gefallen, denn nun weiß man endlich wie die Geschichte um Rogers Eltern wirklich war und es hat sich wieder ein Puzzlestück der Highland-Saga an seinem Platz begeben.

Die Stille des Herzens

In dem vierten und letzten Kurzroman begleitet der Leser Michael Murray und Joan MacKimmi auf ihrem Weg nach Paris und in Paris selbst. Michael Murray ist der Bruder von Ian Murray, also auch ein Neffe von Jamie. Joan ist eine Tochter von Jamie, wobei ich glaube, dass er nicht ihr leiblicher Vater ist.
Diese Geschichte hat mich als Leser am Meisten herausgefordert. Ich musste in meinem Gedächtnis wühlen, bis mir wieder einigermaßen klar war, wie die Figuren zueinander stehen und ob ich schon mal etwas von ihnen gehört habe. Gerade an die Begebenheiten mit dem Grafen von St. Germain konnte ich mich gar nicht mehr wirklich erinnern.
Die Geschichte zog mich dann aber auch schnell wieder in ihren Bann und gespannt verfolgte ich die Intrigen des Grafen und die Gefühlswelt der anderen beiden Charaktere. Diana Gabaldon hält die Waage mit Witz und Tragik in ihren Geschichten. Das macht ihre Bücher lesenswert und trotz längerer Pause kann man sich immer wieder gut in ihre Geschichten einfinden, was garantiert auch an ihrem Schreibstil liegt.

Fazit

„Zeit der Stürme“ mit seinen vier Kurzromanen ist eine perfekte Ergänzung zu der Highland-Saga. Die Autorin nimmt Handlungen wieder auf und rundet dadurch die Geschichten um die handelnden Personen ab. Als Einstieg ist dieses Buch aber nicht zu empfehlen!