Rezension

Phantasievolle Internatsgeschichte

Emma und das vergessene Buch - Mechthild Gläser

Emma und das vergessene Buch
von Mechthild Gläser

Die 16jährige Emma kehrt nach den Sommerferien endlich wieder in ihr geliebtes Internat Stolzenburg zurück und freut sich sehr auf das beginnende Schuljahr. Voller Eifer stürzt sie sich zusammen mit ihrer besten Freundin Charlotte und ihrer neuen Zimmergenossin in die Renovierung der westlichen Bibliothek, welche die drei Mädels aus Hauptquartier für ihren Literaturclub nutzen wollen. Getrübt wird Emmas Freude nur durch das plötzliche Erscheinen von Darcy de Winter und seinem Freund Toby. Vor allem weil Darcy die Mädchen gleich mal aus der Bibliothek wirft.

Bei den Aufräumarbeiten fällt Emma ein altes Buch in die Hände und sie beginnt ein wenig darin zu lesen. Offenbar handelt es sich hierbei um eine Chronik der Schule, die von mehreren verschiedenen Autoren im Laufe der Jahre erstellt wurde. Auch Emma beginnt damit den Alltag der Schule in dem vergessenen Buch zu dokumentieren. Und auf einmal passieren seltsame Dinge auf Stolzenburg. Hat die Chronik etwa damit zu tun? Und welche Rolle spielt der hochnäsige Darcy de Winter?

 

„Emma, der Faun und das vergessene Buch“ erinnert ein wenig an andere klassische Internatsgeschichten wie z.B. „Hanni und Nanni“ oder „Der Trotzkopf“. Doch schon bald zeigt sich, dass hier mehr dahintersteckt. Mechthild Gläser schafft es sehr gut, die Internatsgeschichte mit Fantasy-Elementen zu verknüpfen. Die Grenze zwischen Realität und Phantasie verschwimmt und zwischendurch kann man sich durchaus vorstellen, dass die Geschichte wirklich so auf einem Internat in Deutschland passiert sein könnte.

 

Sowohl die handelnden Personen, als auch die Orte sind detailreich und liebevoll beschrieben und man kann sich die ganze Szenerie sehr gut vorstellen. Die Autorin schafft sehr gut den Spagat zwischen ausführlichen Beschreibungen ohne dabei langatmig und langweilig zu werden. Ein wenig mehr Hintergrundinformationen wären an der einen oder anderen Stelle interessant gewesen, hätten aber wahrscheinlich den Rahmen des Buches gesprengt. Wobei ich persönlich auch nichts dagegen einzuwenden gehabt hätte, wenn es sich hier um einen Zweiteiler gehandelt hätte. Die Geschichte hätte es auf jeden Fall hergegeben.

Der Spannungsbogen zieht sich schön durch das komplette Buch. Bei dem einen oder anderen Handlungsstrang war bereits zu Beginn ersichtlich wie er enden wird, trotzdem weißt das Buch einige Überraschungsmomente auf. Leider hat mich der Schluss des Buches doch sehr enttäuscht. Für meinen Geschmack hat es sich Frau Gläser hier ein wenig zu leicht gemacht. Man bekommt fast das Gefühl, dass einfach nur froh war das Buch zu beenden. Dabei wäre hier noch so viel Potential gewesen.

 

Unter Anbetracht der Tatsache, dass es sich hierbei um ein Kinder- bzw. Jugendbuch handelt, kann ich einige Sachen verstehen und auch entschuldigen. Für mich als erwachsenen Leser bleibt leider ein kleiner schaler Beigeschmack zurück. Die Verbindung zu Jane Austen Roman war mir eine Spur zu dezent. Hier hätte man, vor allem für ältere Leser mehr einbauen können.

Im Großen und Ganzen kann ich das Buch auf jeden Fall für Kinder (ab ca. 10 Jahren) weiterempfehlen. Für Erwachsene gibt es aber definitiv anspruchsvollere Fantasylektüre.