Rezension

Plastikmüll in unseren Ozeanen

Floaters - Katja Brandis

Floaters
von Katja Brandis

Bewertet mit 5 Sternen

Mai 2024

Die Zwillinge Danilo und Malika sind mit ihren Eltern auf ihrem Katamaran Skylark im Pazifik unterwegs. Sie befinden sich etwas weiter nördlich als geplant und auf der abweichenden Route schwimmen auf einmal Dinge wie Badeentchen, Fischernetze, Turnschuhe, Plastikflaschen und Mülltüten auf der Meeresoberfläche am Katamaran vorbei. Sie befinden sich direkt am größten Meeres-Müllstrudel der Welt. Als Malika sich der Ausmaße dieses Strudels bewusst wird, kommt ihr die Idee man könne die nicht benötigten Fischerbote (da die Fische immer weniger werden) dazu zu nutzen diesen Müllberg abzufischen. Zur Umsetzung dieser Idee ist sie jedoch viel zu jung.

Mai 2030
Genau 6 Jahre später lesen Malika und Danilo einen Zeitungsartikel über einen Unternehmer, der es sich zur Aufgabe gemacht hat den Plastikmüll aus dem Meer zu fischen.

Malika und Danilo bewerben sich erfolgreich bei Umweltaktivist und Milliadär Benjamin Lesser um einen Platz in seiner Müll-Crew.

Meine Meinung:

Dieses Jugendbuch von Katja Brandis beschäftigt sich mit einem aktuellen Thema unserer Zeit: Der Plastikmüll in unseren Meeren

Wir lernen die Zwillinge Danilo und Malika kennen, die im Jahr 2024 bei ihrem ersten Kontakt mit dem Müllstrudel erst 12 Jahre alt sind. Sie haben 6 Jahre mit ihren Eltern auf See verbracht und sind dann bei ihrer Tante in Hamburg „gestrandet“. Die Mutter hat einen Job als Nanotechnikerin in einem Krankenhaus in Hessen angenommen und der Vater ist als Skipper auf der vermieteten Skylark unterwegs. Da die beiden sich bei ihrer Tante in einem Mehrparteienhaus nicht wohl fühlen und wieder zurück aufs Meer wollen, sprechen sie bei Benjamin Lesser vor um Teil seiner Müll-Crew zu werden. Tatsächlich nimmt Lesser sie mit und so machen sie sich mit einer Flotte von 3 Schiffen auf in den Pazifik um dort den Müll abzufischen und zu recyclen.

Sie haben jedoch die Rechnung ohne die Piraten gemacht.

Im zweiten Erzählstrang treffen wir auf Arif. Er arbeitet als Schiffsjunge auf einem alten Fischerkahn und der Kapitän, ein Freund seines Vaters, hat sich heute, ausnahmsweise, einmal weiter aufs Meer hinaus gewagt in der Hoffnung endlich einmal ein paar Fische zu fangen. Weil der Radarreflektor defekt ist konnte das Schiff nicht geortet werden und die in der Nähe befindlichen Piraten dachten es handele sich um ihresgleichen die nicht entdeckt werden wollen – und schießen den Kutter ab. Arif ist der einzige Überlebende. Die Piraten fischen ihn aus dem Meer und er findet sich auf der Mata Tombak wieder -  einem vom Radar nicht erfassbaren Tarnkappenboot. So wird Arif unfreiwillig zum Piraten.

Die Geschichte wird immer abwechselnd erzählt – ein Kapitel von Malika und Danilo und ein Kapitel von Arif. So bekommt der Leser zeitnah mit was auf den Schiffen passiert bis zum Zeitpunkt an dem die Lesser-Schiffe und die Piraten aufeinandertreffen. Auch anschließend wird aus unterschiedlicher Sicht erzählt, aber die Schicksale von Malika, Danilo und Arif werden miteinander verwoben und es gibt bis zum Schluss jede Menge Action – auf den Schiffen und auf einer stillgelegten Bohrinsel mit Namen „Floater Town“.

Die Figuren von Malika, Danilo und Arif sind sehr schön ausgearbeitet. Sie sind Jugendliche, die das Leben gerade erst entdecken und sie handeln dementsprechend manchmal unüberlegt und/oder vorschnell. Zumindest in meinem Alter hält man manchmal die Luft an wenn sie etwas tun was so gar nicht gut auszugehen scheint aber der Sache dient. Manchmal handeln sie in einer Not aber auch ihrem Alter weit voraus. Das macht die Figuren authentisch. Auch die Nebenfiguren sind allesamt gut beschrieben und man kann sehr schnell Sympathie- und Antipathiepunkte vergeben.

Es wäre kein richtiges Jugendbuch wenn sich die Protagonisten nicht auch noch verlieben würden. :-)
Aber wer in wen .... das müsst Ihr selbst herausfinden.

Neben der unterhaltsamen Geschichte die erfunden ist, steckt dieses Buch voller Details die der Wahrheit entsprechen und von Katja Brandis hervorragend recherchiert wurden: Wir Menschen ersticken irgendwann in unserem Plastikmüll. :-(

Ich wusste, dass wir viel Müll produzieren, das weiß vermutlich jeder der Augen und Ohren im Kopf hat, aber wie viel Müll das ist – und wir reden hier nur von Plastik, keinem anderen Müll -  das hat mich geschockt.

Der Nordpazifikwirbel zwischen Nordamerika und Asien wird auch „großer pazifischer Müllstrudel“ (Great Pacific Garbage Patch) genannt. Dieser gigantische Wasserwirbel dreht sich träge im Uhrzeigersinn und umfasst einen Müllteppich aus Plastik der aus rund drei Millionen Tonnen besteht. Dieser Müllstrudel ist ungefähr so groß wie Mitteleuropa also 2 x so groß wie die USA!! Er ist der größte der 5 Strömungskreise in den Ozeanen. Aber auch in der Sargassosee im Nordatlantik (um 30° nördlicher Breite und 60° bis 75° westlicher Länge) als auch im nördlichen Atlantik (zwischen 22 und 38 Grad Nord) finden sich Müllstrudel gigantischen Ausmaßes.

Viel schlimmer aber als der Müll den man noch mit bloßem Auge sehen kann (und der ist schon schlimm genug !!) ist das Plastikpulver das entsteht wenn dieses im Meer schwimmende Zeug durch Sonneneinstrahlung und Wellenbewegungen quasi zermahlen wird – diese Plastikörnchen schweben im Wasser und werden von vielen Meerestieren aufgenommen in der Annahme es würde sich um Plankton handeln. Einige Tiere verenden an diesem Granulat wenn sie aufgrund der Unverdaulichkeit einen Darmverschluss bekommen, andere Tiere dienen der Nahrungskette des Menschen und so landet das Plastik dann in anderer Form bei uns auf dem Esstisch.

Es gibt Ansätze dazu, den Müll mit Schiffen abzufischen und direkt vor Ort zu recylen bzw. in Treibstoff umzuwandeln. Die einfachste Sache wäre aber den Müll einzuschränken und auf andere Verpackungsarten umzuschwenken.

Beim Einkauf habe ich einmal bewusst darauf geachtet Lebensmittel zu kaufen die keine Plastikverpackung haben – es ist nahezu unmöglich. Selbst die Frischwurst wird beim Metzger in ein beschichtetes Papier eingepackt und dann doch in eine dünne Plastiktüte gesteckt. Warum muss eine Salatgurke in einer Zellophanhülle stecken? Und selbst in Karton eingepackte Lebensmittel werden noch einmal mit Plastikfolie umhüllt.

Wer mehr zum großen Müllstrudel wissen möchte – Tante Google spuckt da sehr viel aus incl. Bilder und Videos die einem das ganze Ausmaß vor Augen führen. Aus Urheberrechtsgründen verzichte ich auf meinem Blog auf Bildmaterial.

Ich danke Katja Brandis dafür, dass sie mich für ein Thema sensibilisiert hat, das mir so deutlich bisher nicht bewusst war.