Rezension

Porzellanfracht *****

Aurelia und die letzte Fahrt -

Aurelia und die letzte Fahrt
von Beate Maly

Bewertet mit 5 Sternen

Wien, 1871: Aurelia von Kolowitz, die Tochter eines verwitweten Grafen, lehnt sich auf ihre Art gegen die gesellschaftlichen Konventionen auf. Unter Pseudonym zeichnet sie Karikaturen für die Satirezeitschrift Figaro, ihr bevorzugter Fiaker wird von Frieda gelenkt, der einzigen Frau in diesem Gewerbe. Als sie eines Abends von Frieda heimgebracht wird, sitzt Aurelia mit am Kutschbock, denn im Inneren befindet sich eine Prostituierte mit ihrem Freier, eine sogenannte Porzellanfracht, welche selbstverständlich gegen das Gesetz verstößt. Als der Kutscherin die Stille in ihrem Gefährt verdächtig vorkommt, macht sie gemeinsam mit der jungen Adeligen eine entsetzliche Entdeckung: der Offizier ist tot, von der Hübschlerin fehlt jede Spur.

Polizeiagent Janek Pokorny, der es aufgrund seiner böhmischen Herkunft nie leicht hatte, wird mit diesem Fall betraut. Sein Vorgesetzter will rasch die Dirne im Gefängnis sehen und damit den Fall abschließen, war sie doch als Letzte bei dem Toten. Aber weder Janek noch Aurelia sind von dieser Lösung überzeugt und forschen jeweils auf ihre eigene Art weiter nach.

Beate Maly besticht auch diesmal durch ihren flüssigen und bildhaften Schreibstil, der sofort das Flair der Hauptstadt im Kaiserreich lebendig werden lässt: die staubige Ringstraße voller Baustellen, die einmal ein Prachtboulevard werden wird, die eleganten Ballnächte mit Johann Strauß, aber auch Pferdetrambahnen, in denen sich verschwitzte Arbeiter dicht drängen oder Würstelstandler und Planetenverkäuferinnen, zu denen sich die feine Gesellschaft normalerweise nicht verirrt. Während der Ermittlungen sind aber die unterschiedlichsten Schauplätze relevant und auch Aurelia scheut sich nicht - in Begleitung von Rechtsbeistand Nepomuk - an den ungewöhnlichsten Orten zu recherchieren. Schließlich will die gerechtigkeitsliebende Dame nicht, dass eine unschuldige Prostituierte an den Galgen kommt.

Lebendige, gut vorstellbar charakterisierte Figuren zeichnen diesen historischen Krimi ebenso aus wie eine sorgfältig recherchierte Handlung, welche auf realen Fakten basiert. Spannend verquickt Maly geschichtliche Tatsachen mit freier Erfindung und präsentiert mit Aurelia und Janek zwei interessante Persönlichkeiten, welche ihre Ideale und Moralvorstellungen hoch halten und nicht nur schnellen - vermeintlichen - Erfolg verbuchen wollen. So ergibt sich aus all diesen Bausteinen ein erfrischender, überzeugender Krimi, der den Leser vom Anfang bis zum Ende zu fesseln vermag.

Neben der Ernestine Kirsch und Anton Böck - Reihe werde ich auch diese Krimiserie gerne weiter verfolgen. Sowohl Wien als historischer Schauplatz als auch die unterschiedlichen Charaktere sind rundum gelungen.

 

Titel Aurelia und die letzte Fahrt

Autor Beate Maly

ISBN 978-3-8321-8170-3

Sprache Deutsch

Ausgabe Gebundenes Buch, 352 Seiten

ebenfalls erhältlich als ebook und Hörbuch

Erscheinungsdatum 16. August 2022

Verlag DuMont

Reihe Ein Fall für Aurelia von Kolowitz, Band 1