Rezension

Präzise geschildert

Im Keller - Jan Philipp Reemtsma

Im Keller
von Jan Philipp Reemtsma

Bewertet mit 4 Sternen

Im Keller von Jan Philipp Reemtsma schildert die Entführung Reemtsmas, der 1996 entführt wurde und sich 33 Tage in den händen der Entführer befand. Erst nach zahlung eines Lösegelds von 30 Millionen Mark kommt er endlich frei. Doch danach ist nichts mehr, wie es sein sollte. So sehr Reemtsma sich auch bemüht mit dem Geschehenen abzuschließen und zurück ins Leben zu finden, es will ihm nicht gelingen. Die Geschehnisse lassen ihn nicht los.

Das Buch beschreibt die Zeit im Keller und danach. Das Buch wurde von Reemtsma selbst verfasst. Im ersten Teil schildert er das, was man in der Presse lesen konnte: Die Entführung an sich, die Verhandlungen, die Rolle seiner Frau etc. Im zweiten Teil schildert er dann die Erlebnisse im Keller. Dabei spricht er stets von sich selbst in der dritten Person, um das Erlebte nicht erneut so nah an sich heranzulassen. Er schildert anschaulich und präzise und klar, was er empfunden hat, welche Ängste er durchleben mussten, wie die Entführer ihm gegenüber getreten sind und von seinem Kampf ums Überleben und der Verzweiflung.

Durch die Präzise Sprache bekommt man einen genauen Eindruck von dem, was im Keller vor sich ging. Dass man sich in Reemtsma hineinversetzen kann wage ich nicht zu behaupten, da ich denke, dass man dies nur wirklich kann, wenn man ähnliches erlebt hat. Ich finde dieses Buch einen mutigen Schritt in die Öffentlichkeit, da Reemtsma sich meiner Meinung nach extrem öffnet und den Leser an seinem Seelenleben teilhaben lässt. Das passiert nicht allzu oft in Biografien oder in Büchern, die Erfahrungen schildern. Oft habe ich bei diesen das Gefühl, dass sie nur an der Oberfläche kratzen. Dieses ist hier nicht der Fall. Das Buch ist im Gegensatz dagegen sehr tiefgreifend und lässt einen an manchen Stellen verharren und nachdenken.

Auf jeden Fall ein lesenwertes Buch, gerade jetzt, da der Erpresser wieder auf freiem Fuß ist und das Lösegeld nach wie vor verschwunden ist und der Fall daher aktuell wieder in der Presse war.