Rezension

Psychologisch geschickte Mischung aus Urlaubsroman und Krimi

Was sich in den Tiefen der Seele verbirgt - Petra Kania

Was sich in den Tiefen der Seele verbirgt
von Petra Kania

Bewertet mit 5 Sternen

Ein vielschichtig aufgebauter Roman mit Krimihandlung und kulinarischer Note, kurzweilig und mit überraschendem Ende!

Cover:
Das Cover zeigt eine Postkarte des Lago Maggiore und macht deutlich, wo die Haupthandlung sich abspielt.
Kombiniert mit dem Titel ahnt man gleich, dass ein Aufenthalt bei tiefem Seewasser sicher einiges Unangenehme zu Tage fördern könnte.

Inhalt:
Anne Fischer bekommt aus (Psycho)Therapiezwecken das Eröffnen eines Cateringservice für Arztpraxen empfohlen. Nachdem dieser gut angelaufen ist, wird sie von ihrer ehemaligen Psychotherapeutin Sanja Delft gefragt, ob sie bereit ist, für 3 Wochen "Auszeit am Lago Maggiore" mit 6 Frauen die Verpflegung zu übernehmen. Nach kurzem Zögern stimmt Anne zu.
Die dabei aufeinandertreffenden Frauen sind so unterschiedlich wie ihre jeweilige Vergangenheit und Motivation, diese Auszeit zu nutzen. Jede von ihnen trägt ihre Geheimnisse und ihre Geschichte mit sich und niemand ahnt zu dem Zeitpunkt, wie abenteuerlich sich diese 3 Entspannungswochen letztendlich entwickeln und sich jede Frau dadurch verändern wird.

Mein Eindruck:
Das Buch kann man gut in einem Rutsch lesen. Irritiert hat mich anfangs die ab und an wechselnde Perspektive: Anne schildert einige Momente in der Ich-version, in Passagen, bei denen Anne nicht direkt dabei ist, wird alles in der dritten Person erzählt. Als Leser ist man so allwissend, Anne dagegen nicht. Als Leser habe ich einfach angenommen, S. Delft habe ihr später alles erzählt. Im Gesamten bleibt die Handlung jedoch spannend und nachvollziehbar.

Die Geschichte ist kein typischer Krimi, sie hat mehrere Ebenen.

Da ist einmal Anne, der Ich-Erzäler. Sie hat wenig Selbstbewusstsein und wegen Geschehenissen aus der Vergangenheit, die für den Leser im Dunkeln bleiben, ist sie schon lange in Psychotherapie. Im Roman erfährt man durch die Ich-Perspektive viel über ihre Gedanken- und Gefühlswelt und auch ihre persönliche Weiterentwicklung.

Als zweites ist da die "Psycho"-Ebene, so will ich sie mal nennen. Im Verlauf der "Entspannungswochen" erhält man einen kleinen Einblick in die typischen Methoden von Therapeuten, so ein Wochenende zu gestalten. Das inspieriert einen, selber Dinge wie bspw. Meditation auszuprobieren und regt zum Nachdenken über das eigene Leben an.
Die unterschiedlichen Frauen öffnen sich mit der Zeit und trotz ihrer
unterschiedlichen Charaktere und Probleme gibt es für jede eine Weiterentwicklung, die der Leser Stück für Stück beobachten kann.

Die dritte Ebene ist die Krimihandlung. Ohne zuviel zu verraten: Es gelingt der Autorin, sehr geschickt einen Spannungsbogen aufzubauen, der bis zum Finale nicht nachlässt. Es passieren immer wieder scheinbare Kleinigkeiten, die die Harmonie bei den Entspannungswochen zwischen den Frauen stören. Man hat als Leser eine Ahnung, ein ungutes Bauchgefühl, aber die letztendliche Auflösung war eine richtig gelungene Überraschung.

Und last, but noch least die kulinarische Ebene. Schon beim Lesen läuft einem das Wasser im Mund zusammen. Denn Anne wurde wegen des Catering vor Ort angeheuert und es wird an mehreren Stellen erwähnt, mit welchen einfachen, aber köstlichen Gerichten sie die Frauen verwöhnt. Dies wird abgerundet mit den passenden Rezepten im Anhang, die man umgehend nach - nein am besten während der Lektüre - kochen und genießen möchte.

Fazit:
Ein vielschichtig aufgebauter Roman mit Krimihandlung und kulinarischer Note, kurzweilig und mit überraschendem Ende!