Rezension

Q-Wert

Q -

Q
von Christina Dalcher

Bewertet mit 5 Sternen

Meine Meinung und Inhalt

"Wie schnell kann sich die Welt verändern, wenn wir nicht aufpassen."(ZITAT)

In der nahen Zukunft besitzt jeder Mensch einen Q-Wert, der Intelligenz und Einkommen misst, und damit jedem seinen Platz in der Gesellschaft zuweist. Eine verführerisch einfache Antwort auf eine zunehmend heterogene Welt. Das glaubt auch Elena Fairchild, die an einer Eliteschule lehrt und regelmäßig das Potential ihrer Schüler testet. 

 

Je höher der Q-Wert, desto größer der Zugang zu Bildung und desto goldener die Zukunft. Wohin jeden Morgen die Busse die Kinder bringen, deren Q-Wert zu niedrig ist, weiß niemand so genau. Nur, dass sie nicht wiederkehren.

Als Elenas 9-jährige Tochter durch einen Test fällt – und damit ihr Q-Wert auf ein erschreckend niedriges Niveau, lernt die Mutter die Kehrseite der schönen neuen Welt kennen. 

"Kinder sieht man morgens, wenn die Busse kommen, und dann wieder spätnachmittags bei der Rückkehr der Busse. Alle verschwinden schnell in den Häusern und sitzen bis zum Abendessen über den Büchern.
…Manchmal habe ich das Gefühl, dass es keine Kindheit mehr gibt. " (ZITAT)

 

Dystopien von Dalcher wie z.B. VOX haben immer einen erschreckend realistischen Beigeschmack, was ihre Bücher gleichzeitig aber eben auch so besonders gut macht. Die Autorin schildert ein wirklich sehr erschreckenes Szenario, das mich von Anfang bis Ende gefesselt hat, nicht zuletzt wegen des Schreibstils.

Viele Menschen sind heutzutage auf Instagram und ähnlichen Plattformen mit ganz unterschiedlichen Ansichten und "Aktivzeit". In einer Welt wie in "Q" beschrieben, in der Likes auf Instagram über den Wert der Personen entscheidet, fragt man sich unweigerlich, was man eigentlich wert ist und was einen wirklich definiert. In "Q" wird diese Problematik sehr überspitzt dargestellt, aber dennoch sehr vorstellbar und authentisch.

 

 

Christina Dalcher ist in den USA geboren und hat ihren Abschluss in Theoretischer Linguistik an der Georgetown University gemacht. Sie hat sich auf die Phonetik von Lautveränderungen in italienischen und britischen Dialekten spezialisiert. Sie ist begeistert von Flash Fiction, das sind Kurzgeschichten, die nicht länger als 2000 Wörter sind. Dalcher unterrichtet an Universitäten in den USA, in England und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Sie hat bereits mehrere Kurzgeschichten in Zeitungen auf der ganzen Welt veröffentlicht und wurde für diese mit diversen Preisen ausgezeichnet, beispielsweise gewann sie den „Best Small Fictions“-PRes und war unter anderem nominiert für den Pushcart Prize. Im August 2018 erscheint ihr Debütroman „Vox“ sowohl in Deutschland, als auch im amerikanischen Original. Darin entwirft sie eine Welt, in der Frauen nicht mehr als hundert Wörter am Tag sprechen dürfen. Die Protagonistin Jean McClellan ist mit diesem neuen Gesetz alles andere als einverstanden und geht gegen die Regierung an – sie kämpft für das weibliche Stimmrecht, die Bildung und für die Träume von Tausenden von Frauen. Dalcher selbst weiß nicht, in welches Genre sie ihr Debüt einordnen würde, sie beschreibt es als Mischung aus Margaret Atwoods „Report der Magd“ und Ira Levins „Frauen von Stepford“ mit einer Prise Neurolinguistik. Dalcher lebt heute mit ihrem Ehemann teils im Süden der USA und teils in Neapel, nachdem sie mehrere Jahre im Ausland verbracht hat.