Rezension

Raffiniert!

Blaubart - Amélie Nothomb

Blaubart
von Amélie Nothomb

Altes Märchen neu erzählt: die junge Saturnine bezieht ein Zimmer im Pariser Stadtpalais des Adeligen Don Elemirio. Ihre acht Vorgängerinnen sind allesamt verschwunden... Was wird siegen: Gefühl oder Verstand?

Dies war mein erstes Buch von Amélie Nothomb. Die Geschichte des Blaubarts eignet sich immer gut für diverse Verwertungen in Krimis und Fantasyromanen, aber dieses Buch ist weder ein richtiger Krimi noch Fantasy, scheint mir. Es besteht hauptsächlich aus Dialogen, für die, wie ich herausfand, Nothomb berühmt-berüchtigt ist: zurecht! Seite über Seite zieht sich ein Schlagabtausch zwischen zwei Menschen hin, die unterschiedlicher nicht sein können. Spitz, unnachgiebig, intelligent und keine spur langweilig: man hält den Atem an, ist mitten im Gespräch und gleichzeitig damit beschäftigt, herauszufinden, wer Don Elemirio ist und was mit seinen Frauen passiert ist. (Jeder, der das Märchen kennt, weiß es natürlich; aber Mord ist nicht gleich Mord...) Gleichzeitig wird die Zeit nicht mit langatmigen Beschreibungen verschwendet; die sind gar nicht nötig. Kern der Handlung sind die Gespräche, durch welche sich die Charaktere für den Leser formen. 

 Um es mit Le Nouvel Observateur, Paris zu sagen: "Wie gut kann Bosheit sein, wenn sie in guter Prosa daherkommt!"