Rezension

Raubzug gegen die Mächtigen

Wenzel und die wilden Räuber - Cornelia Franz

Wenzel und die wilden Räuber
von Cornelia Franz

Bewertet mit 4.5 Sternen

Wenzel und Ulle wohnen als Leibeigene in einem Kloster, wo sie für die Mönche arbeiten müssen. Die Arbeit ist zu hart für Kinder, und schlecht behandelt werden sie dort auch. In einer Gewitternacht beschließen sie, zu fliehen. Sie gehen in den Wald. Mehr zu essen gibt es da auch nicht, aber sie sind jetzt frei und haben zumindest ihre Würde zurück.

Nach und nach kommen weitere Kinder dazu, die eine neue Zukunft suchen. Sie haben alle unterschiedliche Motive. Anne und Jakob zum Beispiel, deren Zuhause bei einem Überfall niedergebrannt wurde. Oder Elsbeth, die für Geld einen reichen Blödmann heiraten soll. Schließlich Fritsche, den die Kinder vor einer Horde wildgewordenener Dorfbewohner retten. Zusammen bilden sie eine Räuberbande, die reiche Passanten ausraubt und das meiste davon an die Armen weitergibt.

Was sie so tun, passt weder dem selbstgefälligen Freiherrn Egbart von Dommersdom noch dem grausamen Grafen Fuchs von Kaltenbach. Die jungen Räuber werde gejagt, aber weil sie Mut haben, gute Einfälle und ein Herz, das auf dem rechen Fleck sitzt, verbuchen sie einen Erfolg nach dem anderen und erreichen schließlich ihre Ziele.

„Wenzel und die wilden Räuber“ ist ein erfreulich obrigkeits- und glaubenskritisches Buch, das Einblicke in eine vergangene Zeit gewährt und gleichzeitig Systeme anprangert, die auf ein Recht des Stärkeren aufgebaut sind.

Viele farbige Bilder lockern die Kapitel auf. In ihrer Drolligkeit kleiden sie die Geschichte aber etwas zu kindlich ein. Denn es geht durchaus ans Eingemachte: Ganze Dörfer hungern, Kinder sterben an vermeidbaren Krankheiten, ein Überfallkommando macht eine Burg dem Erdboden gleich, Menschen müssen sklavengleich Arbeiten verrichten, die Ärmsten stehlen den Armen die letzte Nahrung und Adelige wie Kirchenmänner machen sich schuldig an den Menschen. Die notgeborene Räuberbande setzt, obwohl alle Kinder schon viel Schlimmes erlebt haben, ihre unschuldige Grundhaltung und eine große Menschenfreundlichkeit dagegen.

Diese Mischung aus Härte und Naivität macht die Geschichte besonders reizvoll. Zudem stellt sie durch die Ansiedlung in der Vergangenheit genug Distanz her, um schon Kinder im Grundschulalter abzuholen.