Rezension

Realität und Fantasy

Elfenherz - Holly Black

Elfenherz
von Holly Black

Bewertet mit 4 Sternen

„Wir kennen einen Tunnel, in dem ein Ungeheuer lebt“, flüsterte Lolli laut. „Ein Elf. Wir wissen wo die Elfen leben.“

Die Handlung:

Als die 17-jähringe Valerie erfährt, dass ihr Freund sie betrügt und das ausgerechnet mit ihrer eigenen Mutter, läuft sie von zu Hause weg und will vor allem eins – vergessen. In New York findet sie eine Gruppe Gleichgesinnte, die auf der Straße nach ihren eigenen Regeln lebt und Kontakt zu einer geheimnisvollen Welt hat. Eine Welt voller Wesen, von denen sich Valerie magisch angezogen fühlt. Doch als mysteriöse Morde geschehen, gerät Valerie zwischen die Fronten und muss alles riskieren um die zu retten, die sie zu lieben gelernt hat.
 

Die Kritik:

Vor einigen Jahren habe ich Holly Blacks Roman „Elfentochter“ gelesen und war begeistert von dieser außergewöhnlichen Atmosphäre, die die Autorin in einer Mischung aus Fantasie und Realität geschaffen hat. Auch in ihrem neuen Jugendroman „Elfenherz“ behält sie diese gelungene Kombination bei.
Die Geschichte des Romans ist anfangs sehr realistisch, sodass man annehmen könnte, dass es sich um ein Drama oder ähnliches handelt. Diese Wirklichkeitsnähe zieht sich durch das ganze Buch und wenn dann bald darauf die fantastischen Elemente hinzukommen, gliedert die Autorin diese geradezu nahtlos ein, sodass sie perfekt aufeinander abgestimmt sind. Die Grenzen zwischen Fantasie und Wirklichkeit verschwimmen während des Lesens.
Charakteristisch für Holly Black sind des Weiteren außergewöhnliche Hauptfiguren. Nie handelt es sich dabei um schillernde Helden, die man mühelos von den grausamen Bösewichten unterscheiden kann. Auch hier verwischen die Grenzen zwischen Gut und Böse. Die Hauptfiguren bestechen durch ihre Ausgefallenheit und durch ihre Art die Dinge zu sehen und zu beschreiben.
Auch die Fantasie-Geschöpfe wirken nicht wie manchmal üblich in Fantasyromanen wunderschön, unfehlbar und perfekt, sondern der Leser bekommt auch die Schattenseite der Medaille zu sehen. Die Lebewesen wirken bedrohlich, abstoßend und alles andere als perfekt, dies ist mal, so finde ich, eine willkommene Abwechslung!
Gekonnt verknüpft die Autorin durch ihren liebevollen und detaillierten Schreibstil verschiedene Themenbereiche. So findet man in ihrem Roman Themen wie Selbstfindung, Unabhängigkeit und Freiheit, sowie Liebe und Romantik, aber auch Beziehungsprobleme - in jedweder Hinsicht - und moralische Konflikte und Fragen im Bezug auf Drogen, Mord und Rache. Jedes dieser Themen wird eingegliedert und schenkt diesem Buch dadurch eine ganz individuelle Handschrift.
Das Buch hat einen guten Einstieg in die Geschichte, die dem Leser einen ausreichenden Einblick in das Geschehen ermöglicht und auch die darauffolgenden Geschehnisse sind logisch und nachvollziehbar.
Am Ende des Buches allerdings lässt dies nach und es wirkt teilweise als wollte die Autorin der Geschichte ein Ende aufzwingen. Die Ereignisse zum Ende des Buches wirken hektisch und viel zu plötzlich. So erscheinen die letzten Seiten durch die Wortwahl und den Schreibstil zwar betörend auf den Leser, dennoch ist das Ende zu aprubt und es scheint so als hätte die Autorin krampfhaft versucht dem Roman ein schönes Ende aufzudrücken.
Für Holly Black Fans und Kenner ist es übrings wirklich begeisternd ein kleines Wiedersehen mit Charakteren aus „Elfentochter“ und „Elfenkönigin“ feiern zu können, für Leser die diese Bücher nicht gelesen haben ist dies aber kein Verlust oder Verringerung des Lesevergnügens.

 

Zuerst im August 2010 bei fantasy-fans.eu veröffentlicht (http://www.fantasy-fans.eu/buecher/elfenherz/b260/reviews/#start)