Rezension

Regionalkrimi mit Charme und Leidenschaft

Bruno Chef de police - Martin Walker

Bruno Chef de police
von Martin Walker

Nach der Lesung zu Martin Walkers neuestem Roman war ich so begeistert, dass ich unbedingt mit dem ersten Teil der Serie anfangen musste. Eine Reise ins französische Périgord, bei der man neben einem kniffeligen Kriminalfall viel über Franzosen, ihre Geschichte und ihre Vorlieben erfährt.

Inhalt:
Bruno Courrèges ist tief verwurzelt in seiner Gemeinde Saint-Denis. Als Dorfpolizist, Jugendtrainer und keinesfalls Kostverächter, weder in kulinarischen noch amourösen Belangen, versucht er den Pfad zwischen Recht und Gerechtigkeit für seine Dorfbewohner zu finden. Doch dann geschieht ein Mord an einem algerischen Einwanderer, einem Kriegsveteran, der anscheinend rassistische Hintergründe zu haben scheint. Die nationale Polizei ermittelt und nimmt ihn nicht wirklich ernst. Doch dank seiner Ortskenntnisse und Beziehungen macht er sich selbst auf die Jagd, die ihn zu einem dunklen Kapitel französischer Geschichte führt.

Setting und Stil:
Man merkt dem Buch an, dass Martin Walker seinen selbst gewählten Lebensmittelpunkt liebt. Er hat sich typische Elemente aus dem realen Leben im Pèrigord ausgesucht und zu seiner fiktiven Kleinstadt Saint-Denis zusammen gefügt. Hinzu kommt seine Liebe zu den kulinarischen Besonderheiten der Region, den dort lebenden Menschen und dem geschichtlichen Kontext, der Land und Leute prägt. All dieses vermittelt Martin Walker gekonnt in seinem Krimi. Eine Geschichte zum Anfassen und Fühlen, die das Kopfkino mit allen seinen Sinnen fordert.
Das Buch liest sich sehr flüssig, die Handlung entfernt sich ab und an etwas weit vom eigentlichen Kriminalfall, fesselt aber trotzdem durch Detailtreue und der vielen Eigenheiten, die es zu entdecken gibt. Eine ideale Möglichkeit, um völlig in die Handlung einzutauchen, um dann Kapitel später wieder in der deutschen Wirklichkeit aufzuschlagen.

Charaktere:
Bruno Courrèges ist ein Mann mit Ecken und Kanten und einer bewegten Vorgeschichte. Militärzeit, Kriegseinsätze und schließlich die Verwurzelung in seinen Ort, Saint-Denis. Ungebunden ist er der Damenwelt sehr zugeneigt, legt die rechtlichen Vorgaben sehr eigen aus und ist für seine Bürger genauso da, wie sie für ihn. Eine verschworene Gemeinschaft, in der es Außenstehende schwer habe. Man muss ihn und die Saint-Deniser einfach lieben.
Die Frauen an seiner Seite kommen komischerweise nicht aus dem Dorf, bzw. sind dessen Grenzen entkommen. Ihnen gemeinsam ist, dass es sich um starke Charaktere handelt, die ihm durchaus ebenbürtig sind.
Die Dorfbevölkerung weist schön viele unterschiedliche Charaktere auf, die gemeinsam den Kampf gegen die Regeln der EU aufnehmen, historische Ereignisse feiern und denen man einen Mord in ihren Reihen nicht zutrauen mag.

Geschichte:
Oberflächlich betrachtet sieht es nach einem klaren rassistischen Mord aus, der mit der Front National zu tun hat. Es geht also um aktuelle Probleme und alles könnte so einfach sein. Doch was uns dann erwartet ist eine Reise in die nahe Geschichte und Ereignisse, die gar nicht zu den zu feiernden Festtagen passen. Mir waren diese Begebenheiten kaum bekannt, so dass ich dort noch einiges dazulernen konnte.
Ansonsten geht es vor allem um Bruno und Saint-Denis. Es wird ein guter Grundstein gelegt, auf dem die folgenden Bände aufbauen können. Eine Region, die viel zu bieten hat und dank dieser Bücher touristischen Zuwachs bekommen hat. Nach Lesen des Krimis wird man verstehen, warum dies so ist.

Fazit:
Ein Regionalkrimi erster Güte, der sowohl für alte und neue Frankreichfans als auch Geschichtsinteressierte geeignet ist. Ein Schotte, der seinen Lieblingslandstrich auf Erden gefunden hat und ihn uns liebevoll und gekonnt vermittelt, da kann man einfach nicht widerstehen. Der Kriminalfall gerät dabei etwas in den Hintergrund, was aber zumindest mich nicht gestört hat. Ich kann nur empfehlen, reinzulesen und sich von Bruno und seinen alltäglichen Erlebnissen gefangen nehmen zu lassen.