Rezension

Regt zum Nachdenken an

Wolf -

Wolf
von Sasa Stanisic

Bewertet mit 4 Sternen

Ein Ferienlager und mittendrin Jugendliche und natürlich: der Außenseiter.
In diesem Fall heißt er Jörg und wird von Marco und seinen zwei "Schergen" regelmäßig getriezt.
Beobachtet wird das ganze von einem bis zum letzten Satz des Buches namenslosen Mitschüler (Kemi), der eigentlich auch den Titel "der Außenseiter" bekommen könnte, aber von den fiesen Sprüchen von Marco & Co bisher wenig abbekommt, weil eben Jörg die Zielscheibe ist.

Ich fand das Buch erschreckend realistisch, vor allem auch Kemis inneren Zwiespalt, einerseits Jörg helfen zu wollen, aber irgendwie auch nicht in Marcos Schusslinie zu geraten. Es gibt mehrere Situationen in denen ich als Leser dachte: Ah JETZT wird er eingreifen, jetzt wird er Jörg unterstützen, aber dann macht er es nicht. Erst dachte ich: "Das ist aber jetzt schon blöd geschrieben, da hatte ich was anderes erwartet", aber dann wurde mir klar, dass es halt leider in echt oft so abläuft - kennt man ja evtl sogar aus der eigenen Schulzeit. Man schaut lieber weg, als einzugreifen und womöglich selbst zur Zielscheibe zu werden. 

Ich persönlich konnte viel mit Kemis "Ich will aber bei so Aktionen nicht mitmachen"- Haltung anfangen, da es mir persönlich auch oft so ging und sich mir der Sinn von "Wir fangen jetzt alle mal Käfer" oder "Wir klettern im Hochseilgarten obwohl fast alle Höhenangst haben" nie so richtig erschlossen hat.

Das Buch endet sehr aprupt und auch ohne wirkliches Happy End. Jörg selbst ist es eigentlich, der mutiger wird und sich gegen Marco stellt und Kemi versucht zumindest einmal zu helfen.
Dennoch fragt man sich am Ende, ob die Situation jetzt wirklich gelöst ist - und wird, vermutlich wie im wahren Leben - abwarten müssen.