Rezension

richtig klasse

Emilies Schweigen - Markus Bundi

Emilies Schweigen
von Markus Bundi

anspruchsvoll und doch leicht

Verlagsinfo, Klappentext

“Ein junger Anwalt erlebt sich in seinem ersten Fall – und entscheidet sich für die eigene Freiheit.

Eine Novelle, die vom Verrat am Leben handelt, aber auch von der Menschenwürde, die am Willen eines jeden hängt, der für sich und andere spricht und am Ende – hoffentlich – die Liebe trifft.

David Mohr, Mitte dreißig, ist im Begriff, als Jurist Karriere zu machen. Schuldig oder nicht schuldig, das ist für ihn im Fall Emilie T. bald nicht mehr die Frage, denn er ist sich sicher: Emilie ist mitverantwortlich für den Tod von vielleicht sechzig oder siebzig sterbenskranken Menschen. Die Krankenschwester hat aktive Sterbehilfe geleistet, doch gibt es weder Zeugen noch Beweise. Und Emilie schweigt. David, ihr Pflichtverteidiger, leitet aus diesem Schweigen seine Strategie ab, lässt den Prozess buchstäblich in die Leere laufen, entlarvt jede Geschichte, die sich an Indizien entwickelt, als bloße Spekulation.

Markus Bundi inszeniert diesen Prozess einerseits als Wechselspiel von Verfahren und medialer Zubereitung (wofür es inzwischen viele reale Vorbilder gibt); andererseits zeichnet er den Pflichtverteidiger als eine Figur der heutigen Gesellschaft, effizient und erfolgsorientiert, aber noch nicht ganz unempfindlich.

David bekommt Zweifel an den Mechanismen der Rechtsprechung und er zweifelt je länger, je mehr an sich selbst: Sein leichtfertiger Umgang mit Substanzen, die die Leistungsfähigkeit des Gehirns steigern (wofür es ebenfalls Vorbilder gibt; Stichwort: Ritalin, Modafinil), kostete ihn seine letzte Beziehung, auch wenn er das so zunächst nicht einsehen will. Im Verlauf des Prozesses wird David klar, dass Sterbehilfe nicht nur ein juristisches Thema ist und dass sein eigenes Leben – und jenes mit Margarethe – womöglich noch gar nicht begonnen hat.”
ISBN: 978-3-86351-053-4

Klöpfer & Meyer

Meine Gedanken
Eine Novelle, ich weiss nicht wann ich zuletzt so etwas gelesen habe…Aber ich denke ich werde mich sehr bald an die nächste Novelle wagen  [:-)]  Laut Tante Wiki ist eine Novelle eine Erzählung von kürzerer bis mittlerer Länge.
Mit knapp 100 Seiten erwartete mich ein besonderes Lesevergnügen. Und wie es sich so für eine Novelle gehört kann man diese gut am Stück geniessen.
Das Leitmotiv dieser Novelle ist der Prozess der Emilie T. Ihr wird vorgeworfen für den Tod von vielleicht 60 Patienten mitverantwortlich zu sein. Aber Emilie schweigt. sie redet weder mit ihrem Pflichtverteidiger David Mohr noch mit dem Richter. Ihr Schweigen bietet viel Raum für ungesagtes. Richter und Staatsanwalt sind von Emilies Schuld überzeugt, doch David fühlt sich herausgefordert. Er will Emilie zu einem Freispruch verhelfen und setzt gekonnt ihr Schweigen in Szene.
Das Ende ist überraschend und gelungen.
Ich empfinde den Schreibstil als anspruchsvoll aber nicht “überheblich”…Man kann das Büchlein gut mal zwischen größere Projekte schieben… Ich brauchte nach einem historischen Werk von über 800 Seiten einfach mal was leichteres zwischen die Finger, wobei ich hier nicht vom Inhalt sondern vom Gewicht des Buches spreche.
Inhaltlich ist dieses Buch ein wahrer kleiner, großer Schatz. Hier geht es hinter den Kulissen um so viel mehr…Zwischen den Zeilen finden sich viele Lebensweisheiten die sich mir Stück für Stück erschlossen haben.
Ich für mich bin sehr froh dieses Buch auf der Frankfurter Buchmesse entdeckt zu haben. Es hat meinen Lesehorizont erweitert.
Von meiner Seite gibt es 5 Sterne