Rezension

Rundum gelungene Fortsetzung

Der Cocktailmörderclub -

Der Cocktailmörderclub
von Colleen Cambridge

MEINE MEINUNG

Nach ihrem äußerst unterhaltsamen Auftaktband „Die Dreitagemordgesellschaft“ hat die britische Autorin Colleen Cambridge mit „Der Cocktailmörderclub” eine rundum gelungene Fortsetzung ihrer neuen Wohlfühl-Krimi-Reihe rund um die vorwitzige Phyllida Bright vorgelegt.
Der originelle, in den 1930er Jahren angesiedelte Cosy-Crime ist als typisch britischer Whodunit ganz im Stil der klassischen Kriminalromane der Queen of crime angelegt. Auch der zweite Fall für die gewitzte Haushälterin der berühmten Krimiautorin Agatha Christie, die sich neben ihren vielfältigen Aufgaben im stattlichen englischen Landsitz Mallowan Hall gerne auch als Hobbydetektivin betätigt, hat es wahrlich in sich und sorgt für ein fesselndes und abwechslungsreiches Lesevergnügen. 
Der lebendige Schreibstil, die netten humorvollen Episoden, die amüsanten Wortgefechte sowie der höchst verzwickte Mordfall, bei dem man hervorragend miträtseln kann, konnten mich wieder sehr begeistern. Hinzu kommen die geschickt eingestreuten Anspielungen aus alten Christie-Klassikern und aufschlussreiche Einblicke hinter die Kulissen insbesondere in das elitäre Leben der britischen Upper Class und dem Lebensalltag der Dienerschaft.
Die Autorin hat sich erneut eine brillante Ausgangskonstellation und ein wundervoll atmosphärisch dichtes Setting einfallen lassen. Ein Mord geschieht ausgerechnet während eines im Pfarrgarten stattfindenden Cocktailempfangs anlässlich des Listleigher Mordbasars inmitten einer Ansammlung von ausgesprochenen Experten in Sachen Mord und Totschlag. Im Laufe dieser Wohltätigkeitsveranstaltung sollte nämlich eigentlich die beste, von hoffnungsvollen Nachwuchsautoren eingereichte Detektivgeschichte durch eine Jury aus erfolgreichen Schriftstellern gekürt werden – darunter neben Agatha Christie so bekannte Namen wie Dorothy Sayers und G.K. Chesterton. Mit ihrer hervorragenden Beobachtungsgabe und ihrem grandiosen Spürsinn ist Phyllida ganz in ihrem Element und beginnt sogleich auf eigene Faust zu ermitteln.
Dank der anschaulichen, stimmungsvollen Beschreibungen konnte ich mühelos in die damalige Zeit abtauchen und mich unter die illustre Gästeschar des Listleigher Mordbasars mischen. Die Vielzahl der Figuren bereitet zwar anfangs etwas Schwierigkeiten, doch durch die Zusammenstellung der Personen der Handlung gelingt eine Zuordnung der Gäste und der Bediensteten nach einer Weile ohne Probleme. 
 Ein besonderes Highlight sind wieder die liebenswerten bis schrulligen Figuren, die mit ihren verschiedenen Eigenheiten bisweilen einige Klischees bedienen, aber sehr lebensnah und glaubwürdig gezeichnet sind. Ob nun die emsige Köchin Mrs Puffley, der steife, überkorrekte Mr. Dobble oder der neue unkonventionelle Chauffeur Joshua Bradford, der Phyllida gern zur Weißglut bringt – sie alle sind wundervolle, vielschichtige Charaktere, die man schon im ersten Band ins Herz geschlossen hat. Getoppt werden diese noch von der unnachahmlichen Haushälterin Phyllida Bright, die als clevere Hobby-Ermittlerin, ausgesprochener Hercule Poirot-Fan und langjährige Vertraute von Agatha mit ihrer Neugier, Cleverness und unerschütterlichen Hartnäckigkeit eine absolut brillante Besetzung für diesen Wohlfühl-Krimi ist. Auch wenn sie sich bisweilen verrennt und durch leichtsinnige Aktionen sogar in große Gefahr begibt, gelingt es ihr auch diesmal den Ermittlern der Polizei bei der Aufklärung des Falls eine Nasenlänge voraus zu sein.
Die Autorin versteht es hervorragend, die Spannung in diesem komplexen Mordfall durch etliche falsche Fährten und unvorhersehbare Wendungen bis zum gelungenen Finale immer weiter ansteigen zu lassen. Dank Phyllidas guter Beobachtungsgabe und messerscharfen Schlussfolgerungen gelingt es ihr schließlich den äußerst cleveren Täter zu überführen. Ganz wie in Agatha Christie-Werken wird die überraschende Auflösung von Phyllida vor allen versammelten Beteiligten präsentiert und der Fall mit allen Hintergründen und dem Tatmotiv sehr schlüssig zum Abschluss gebracht. 
Ich bin schon sehr gespannt, wie es mit der cleveren Phyllida und Bradford weitergehen wird und freue mich schon sehr auf einen weiteren fesselnden Fall!

FAZIT
Eine sehr unterhaltsame und fesselnde Fortsetzung - mit liebenswerten Charakteren, einem richtig verzwickten Kriminalfall zum Miträtseln, tollem britischen Landhaus-Flair und und herrlich humorvollen Episoden!
Für Fans von anspruchsvollem Cosy-Crime und Christie-Klassikern genau das Richtige!