Rezension

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Sachbücher müssen nicht trocken sein.

Wilde Gene - Timo Sieber, Helga Hofmann-Sieber

Wilde Gene
von Timo Sieber Helga Hofmann-Sieber

Bewertet mit 5 Sternen

Alle reden über Gene und Vererbung, aber wer weiß wirklich was da abgeht?

Ich habe mich kopfüber in die Wissenschaft gestürzt und fand mich mitten zwischen wilden Genen wieder! Ein trockenes Gebiet, welches witzigerweise doch vermutlich in der Ursuppe seinen Anfang nahm.

Aber Tante Hedwig und die beiden Science-Slammer, promovierten Biologen, Eheleute und Viren-Forscher

Timo Sieber und Helga Hofmann-Sieber haben mir mit Wilde Gene

einige recht vergnügliche Stunden bereitet.

Tante Hedwig kommt überraschend zu Besuch, bleibt länger und wirbelt mit ihren unkonventionellen Aktionen den Alltagstrott durcheinander. Hat Tante Hedwig wirklich die gleichen Gene? Ist sie wirklich mit uns verwandt? Und wenn ja, warum ist sie dann in manchen Dingen so ganz anders als wir?

Ausgehend von diesen Überlegungen führten mich die Autoren in die Welt der Genetik, ihre Evolution und ihre Auswirkung auf unser Leben. Am Anfang eines jeden Kapitels, 11 an der Zahl, traf ich die rührige Tante, die mir bald ans Herz wuchs, fühlte ich mich doch "an die Hand genommen" und sicher durch das Minenfeld der Entdeckungen und Fehlschläge geführt. Denn wie schon der Biochemicker und SF-Autor Isaac Asimov es so treffend formulierte: "Der aufregenste Satz in der Wissenschaft... ist nicht - Heureka! - sondern - Das ist ja komisch... - ".
Und komisch kam mir vieles vor. Hat sich doch in der Forschung seit meiner Schulzeit einiges getan. Nicht nur die Gene sind an unserer Entwicklung beteiligt, sondern auch Bakterien und Viren. Diese Gastarbeiter sind schon seit geraumer Zeit in uns und teilweise so gut integriert, dass wir nicht mehr ohne können. Den Mitochondrien, den Kraftwerken unserer Zellen, kommt so eine Rolle zu.
Aber trotz gegenseitigem Nutzen, kommt es hin und wieder doch zu Rempeleien unter Rüpeln, und dann werden wir krank und sterben manchmal auch. Das ist für niemandem von Vorteil, weil ein toter Wirt kein gastfreundlicher Wirt sein kann. Bei aller Tragik hat das Leben aber immer wieder aus diesen suboptimalen Situationen gelernt und sich weiterentwickelt.

Das ist nur ein kleiner Auszug aus einem überaus spannenden Thema, das hier wohltuend verständlich und witzig dargestellt wird. Der Slammer-Background der beiden Autoren macht dieses Buch zu einem besonderen Leckerbissen, einem lockeren Vergnügen mit viel Nährwert.