Rezension

Sarah Pinborough und ihre harmlose Dreiecksgeschichte

Sie weiß von dir - Sarah Pinborough

Sie weiß von dir
von Sarah Pinborough

Sarah Pinborough präsentiert mit ihrem Roman »Sie weiß von dir« einen Psychothriller der besonderen Art. Die Leser müssen sich auf ein ganz perfides Spielchen einlassen, wenn sie diese Roman genießen wollen.

Es beginnt alles als eine harmlose Dreiecksgeschichte. Louise ist frisch geschieden. In der Bar lernt sie einen Mann kennen, der ihr sympathisch ist, obwohl sie noch gar keine neue Beziehung eingehen will. Am nächsten Morgen ist dann die Überraschung groß, weil sie feststellen muss, das der Mann vom gestrigen Abend ihr neuer Chef in der Praxis ist. Sie möchte am liebsten im Boden versinken. Doch es war ja eigentlich noch gar nichts passiert.

Kurze Zeit darauf stößt sie auf der Straße mit einer fremden Frau zusammen. Zwischen all den Entschuldigungen gesellen sich dann beide in einem Café. Doch Louise erfährt, das Adele die Ehefrau ihres neuen Chefs ist. Jetzt ist sie In der Zwickmühle. Sie verpasst alle Gelegenheiten, sowohl ihrer neuen Freundin zu beichten, dass sie etwas mit deren Mann angefangen hat, als auch ihren neuen Freund darüber aufzuklären, dass dessen Ehefrau nun ihre neue Freundin ist.

Sarah Pinborough hat für die gesamte Geschichte drei wesentliche Erzähler gewählt. Die beiden Frauen Adele und Louise erzählen das Geschehen aus ihrer persönlichen Sicht. Entsprechend tragen die Kapitelüberschriften ihre Namen. Die Rückblenden in der Vergangenheit werden von einem unbekannten Dritten erzählt und sind mit „Damals“ übertitelt. Das ist gut und verständlich gemacht, man kann sich gedanklich nicht verirren.

Was mir anfangs weniger gut gefallen hat, waren die sehr langen Monologe. Die Teile der beiden Frauen als Ich-Erzählerinnen stellen quasi die Gedanken von ihnen dar und hätten vielleicht etwas straffer sein dürfen. Das war zumindest mein erster Eindruck. Allerdings, das muss an dieser Stelle gesagt sein, später fügt sich alles und es war nichts dabei, was überflüssig war. Solang die Monologe vielleicht auch scheinen mögen, enthalten sie doch wichtige Bausteine für die Geschichte, die nicht überlesen werden sollten. Jedes kleine Detail ist unabdingbar.

Für Leser, die gerne psychotische Nervenkitzel mögen, ist dieser Thriller genau richtig. Und wer von dem Roman noch nicht genug hat, kann sich bei Netflix die gleichnamige Mini-Serie zu Gemüte führen.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2021