Rezension

Satans Lieblingsbuch

Das Handwerk des Teufels - Donald Ray Pollock

Das Handwerk des Teufels
von Donald Ray Pollock

Bewertet mit 5 Sternen

Psychopathen aller Länder, vereinigt euch!

>>Überall hingen Tiere in unterschiedlichem Zustand der Verwesung, manche in den Ästen, manche an großen Holzkreuzen. Ein toter Hund mit einem Lederhalsband hing wie eine Art schreckliche Christusgestalt hoch oben an ein Kreuz genagelt. Am Fuß eines anderen Baumes lag der Kopf eines Hirsches. Bodecker fuchtelte mit seiner Waffe herum."Verdammt, Junge, was zum Teufel ist das hier?" fragte er und richtete die Taschenlampe wieder auf Arvin, dem grade eine weiße, sich windende Made auf die Schulter fiel. Arvin wischte sie so beiläufig fort wie ein Blatt oder ein Samenkorn. Bodecker wedelte mit dem Revolver umher und wich zurück.

"Das ist ein Gebetsbaum" flüsterte Arvin kaum hörbar.

"Was? Ein Gebetsbaum?"

Arvin nickte und starrte die Leiche seins Vaters an."Aber es hat nicht funktioniert", sagte er.<<

 

 

 

Eigentlich müsste ich mich für dieses voluminöse Zitat entschuldigen . Aber ich werde es nicht tun, denn es zeigt eindrucksvoll und verstörend mit was für einem Geniestreich wir es hier zu tun haben. Der englische Titel "the devil all the time" ist vielleicht sogar noch ein wenig passender als die deutsche Adaption. Immer ist es gegenwärtig, das Böse. In diesem Roman wimmelt es von Wahnsinnigen, Mördern, Kinderschändern und fanatischen Gottesmännern. Wir befinden uns im Nirgendwo. Irgendwo im mittleren Westen. Dort wo die Menschen schon lange keine Hoffnung mehr haben. Hier wächst der junge Arwin auf, in diesem von Gott verlassenen Land. Sein, an einer posttraumatischen Belastungsstörung leidender, Vater opfert unzählige Tiere, um seine Frau vor dem Krebs zu retten. Arvins Freundin wird vergewaltigt und begeht Selbstmord. Carl & Sandy, ihres Zeichens Serienmörder, haben es sich zur Aufgabe gemacht Tramper umzubringen. 

Zuviel des Guten (ähm Bösen)? Wohl kaum! Man kann einfach nicht aufhören diesen zu Papier gebrachten Alptraum in sich hineinzufressen. Wartet auf diese in glänzend schöner Sprache dargebrachten Blutopfer. Sehnt sich nach den Momenten, an denen das eigene Gehirn den urplötzlichen, grotesken Einschnitten nicht mehr trauen kann und erst nach kurzem Zögern den mentalen Axthieb in die Gedanken donnert.

Wie das Böse in das Leben der einfachen Menschen dringt. Wie sie darin aufgehen, weil sie keine andere Wahl haben (wollen). Lakonisch, brutal, abgründig. 

Die Grenzen der Menschlichkeit sind längst überschritten.
Hiermit dürfte Satan seine "Heilige Schrift" gefunden haben.