Rezension

Schaurig schöne Geistergeschichte.

Graveminder - Melissa Marr

Graveminder
von Melissa Marr

Bewertet mit 4 Sternen

»Drei Schlucke, um sie zu bannen. Nicht mehr und nicht weniger.«

Claysville ist keine gewöhnliche Stadt. Es ist eine Stadt mit Geheimnissen, denn vor vielen, vielen Jahren haben die Verantwortlichen einen Vertrag geschlossen. Einen Vertrag mit dem Tod. Im Gegenzug gibt es kaum Verbrechen in Claysville und die Bewohner der Stadt sind vor schweren Krankheiten gefeit. Bewohner die in Claysville geboren wurden, dürfen nur dort und müssen innerhalb einer bestimmten Zeit beerdigt werden. Außerdem dürfen sie nicht einbalsamiert werden. Und dann gibt es noch die Totenwächterin (Graveminder), die bei der Beerdigung magische Wörter spricht und die dafür sorgt, dass die Toten in der Erde bleiben. Ihr zur Seite steht der Undertaker.

Rebekkah hat Claysville schon vor einiger Zeit den Rücken gekehrt. Nur noch die Besuche bei ihrer Großmutter Maylene ließen sie in regelmäßigen Abständen dorthin zurückkehren. Doch nun ist Maylene, die derzeitige Totenwächterin, tot. Sie wurde ermordet und Claysville hat keine Totenwächterin mehr. Um den Mord an ihrer Großmutter aufzuklären, beginnt Rebekkah mit ihrem Jugendfreund Byron, die Spuren zu verfolgen. Wird es ihnen gelingen den Mörder von Maylene zu finden?

Obwohl ich sagen muss, dass mich das Buch am Anfang nicht so richtig fesseln konnte, hat es mir jetzt, nachdem ich es fertig gelesen habe, ganz gut gefallen. Vielleicht hat auch einfach der Klappentext schon ein bisschen zu viel verraten und etwas Schwung aus der Geschichte genommen. Also falls ihr es noch lesen wollt, guckt euch den Klappentext lieber nicht vor dem Lesen an. :)
"Graveminder" ist das erste Buch, das ich von Melissa Marr gelesen habe. Besonders gefallen hat mir die Grundidee, auf die sie hier aufgebaut hat. Im ersten Drittel erfährt man einiges über die Protagonisten. Unter anderem auch, was Maylene, die eine Graveminder ist, macht und warum. Jeden Tag besucht sie die Gräber auf dem Friedhof, spricht zu den Toten und sorgt dafür, dass sie in ihren Gräbern bleiben. Denn die Toten bleiben nicht immer in ihren Gräbern in Claysville. Damit sie nicht auferstehen, gibt es die Totenwächterin, die mit einem Ritual dafür sorgt, dass sie bleiben wo sie hingehören. Und man erfährt auch, warum Rebekkah Claysville einst verlassen hat und in welcher Beziehung sie zu Byron steht. Aber es ist alles ziemlich verwirrend, denn viele Fragen, die man sich beim Lesen stellt, werden nur nach und nach aufgeklärt.

Nach dem Tod ihrer Großmutter kehrt Rebekkah nun nach Claysville zurück und erfährt, dass Maylene ermordet wurde. Doch seltsamer Weise scheint sich niemand für den Täter und die Aufklärung zu interessieren. Nur Byron, Rebekkahs früherer Freund und der Sohn des Bestatters von Claysville ist der Einzige, der den Spuren nachgeht. Genauso wie der Leser, erfahren auch Rebekkah und Byron, jetzt erst was Maylene war und auch das Maylene Rebekkah als ihre Nachfolgerin auserwählt hat.
Rebekkah empfand ich im Verlauf der Geschichte als fürchterlich nervend und nicht besonders sympatisch. Sie ist ruhelos und möchte Claysville am liebsten sofort wieder verlassen. Doch das kann sie nicht, denn sie ist die neue Graveminder. Byron gegenüber ist sie ziemlich oft und auch grundlos abweisend. Für dieses Verhalten gibt es einen Grund, der jedoch nur sehr langsam, und wie ich finde erst sehr spät aufgeklärt wird. Erst zum Ende hin wurde sie "umgänglicher" und hat auch etwas an Sympatie gewonnen.
Byron hingegen war mir sympatischer. Er empfindet immer noch sehr viel für Rebekkah und steht ihr immer zur Seite, auch wenn sie sich ihm gegenüber immer wieder fürchterlich verhält. Auch er erfährt erst nach Maylenes Tod von seiner Bestimmung, denn er wird der neue Undertaker sein. Doch er wird im Gegensatz zu Rebekkah noch von seinem Vater auf seine Aufgabe vorbereitet.
Sehr gut gefallen und faszinierend hingegen fand ich das Reich der Toten, welches unter Claysville existiert und das die Autorin sehr anschaulich und detailliert beschrieben hat. Das Reich der Toten ist ein einzigartiger Ort, mit eigenen Regeln. Besonders die verschieden Stilepochen, die es in sich vereint, fand ich toll beschrieben. Während Byron es als eine graue und farblose Welt sieht, erscheint sie Rebekkah lebendig und schön, so dass sie von ihr angezogen wird. Und auch Mister D. fand ich faszinierend und über ihn hätte ich gerne noch mehr erfahren.
Der Schreibstil ist, abgesehen vom Anfang, der echt etwas holprig war, flüssig und locker und die einzelnen Kapitel sind schön kurz gehalten was ich sehr gerne mag. So kann man auch mal zwischendurch ein/zwei Kapitel lesen.

Alles in allem, trotz schwachem Start, doch noch ein spannender Fantasyroman mit einer neuen und echt interessanten Idee, die ich faszinierend fand. Bei Graveminder handelt es sich zwar nicht um ein Jugendbuch, kann aber problemlos auch von jungen Lesern gelesen werden.