Rezension

Scheitert an den eigenen hohen Ansprüchen

Parrot und Olivier in Amerika - Peter Carey

Parrot und Olivier in Amerika
von Peter Carey

Bewertet mit 3 Sternen

Anspruchsvoller historischer Roman, der leider meist holprig daher kommt

"Parrot und Olivier in Amerika" hat mich sehr neugierig gemacht. Angezogen von der außergewöhnlich schönen Covergestaltung machte ich mich an die Lektüre.

Die beiden Protagonisten sind Olivier, ein verwöhnter, weinerlicher, ewig kränkelnder französischer Adeliger und Parrot, der sich weniger leicht einordnen lässt. Früher war er Lehrling in einer Druckerei, dann wurde er erst Weggefährte, dann Reisegefährte und Diener eines französischen Adeligen.   

    

Parrot, etwa 25 Jahre älter als Olivier hat ein spannendes Leben hinter sich, das ihn um die halbe Welt geführt hat. Der Leser bekommt im Laufe des Romans mehr und mehr davon enthüllt. Auch wenn die Fülle der Orte, Erlebnisse, Emotionen eigentlich reichlich Identifikationspotential bieten könnten, blieb Parrot mir fremd und irgendwie ein sperriger Typ. Auch der ominöse Arbeitgeber von Parrot, ein Marquis, bleibt ein undurchsichtiger, leicht zwielichtiger Charakter.

   

Auch der junge Olivier bietet, vor allem zu Beginn des Romans, nicht gerade ein sympatisches Gesamtbild. Im Laufe des Romans gewinnt er zwar etwas an Kontur, entwöhnt sich selbst aus seinem in Watte gepackten Glasschloß-Denken, lernt, nicht immer nur den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen und lernt, eigene Entscheidungen zu fällen;  aber ein Charakter, von dem man am Ende des Buches nur ungern Abschied nimmt, wurde er dennoch nicht.

    

Die Odyssee der beiden durch das junge Amerika, ein Land, das gerade erst die Unabhängigkeit gewann und sich nun selbst definieren muss, bietet zwar viele Abenteuer und die zwei kommen richtig rum an der Ostküste, aber auch hier fieberte ich nicht mit.

Im Grunde ließ es mich unberührt, was die zwei erlebten und wo sie sich gerade aufhielten, da der Text so spröde, teil gekünstelt und literarisch überhöht, jegliche Emotion meinerseits treffsicher zu verhindern wusste.

   

Alles in Allem also leider eine ziemliche Enttäuschung, die dennoch noch 3 Sterne absahnen kann, da man merkt, dass sich mit der Sprache viel Mühe gegeben wurde, gute Recherchen hinter der story stecken und die Charaktere , vor allem Parrot, mir so noch nicht einmal annähernd ähnlich in anderen Büchern begegnet sind. Schade, dass all diese Innovation hier nicht kreativ und lebendig  genug genutzt wurde!