Rezension

Schicksalhafte Jahre in Kriegszeiten

Die Übersetzerin -

Die Übersetzerin
von Jenny Lecoat

Bewertet mit 5 Sternen

Hedy, die junge österreichische Jüdin, glaubt hier auf der Insel Jersey ein von den Nationalsozialisten unbeobachtetes Leben führen zu können, jedoch ist dies ein Trugschluss. Bald sind die deutschen Besatzer auch hier und für sie heißt dies, sehr vorsichtig zu sein. Ein Übersetzer wird gesucht und da Hedy fließend englisch neben ihrer deutschen Muttersprache spricht, bewirbt sie sich nach anfänglichem zögern. Als einzig fähige Kandidatin wird sie eingestellt, jedoch mit dem Vermerk, jüdisch zu sein. Zufällig begegnen sie sich: Hedy und Kurt – sie Jüdin, er Oberstleutnant, sie sehen sich, fühlen sich zueinander hingezogen, verlieben sich. Eine Liebe, die nicht sein darf in diesen Jahren der Naziherrschaft.

Eingebunden in das schwere Schicksal all jener, denen immer mehr weggenommen wurde, deren Rechte nach Gutdünken beschnitten und deren Existenz bedroht war, ist diese Liebesgeschichte. Spätestens als Kurt klar wird, was sie mit den Juden machen, weiß er, dass er sich mit schuldig macht. Einfach nur deshalb, weil er auf dessen Seite steht.

Dieser Roman beruht auf wahren Begebenheiten. Die Autorin hatte Zugriff auf Tatsachenmaterial und sie hat dieses wirklich Geschehene behutsam und gut lesbar aufbereitet. Die Schreckensherrschaft der Nazis, ihre Überheblichkeit gepaart mit dem unendlichen Leid der Bevölkerung und deren Überlebenskampf ist auf jeder einzelnen Seite glaubhaft dargestellt. Dazwischen die tiefen Gefühle, die im Verborgenen bleiben mussten – sie spiegeln das Leben unter dem strengen Regime der Deutschen wider.

Die beklemmende Grundstimmung in diesen Jahren der Besatzung war neben dem Kampfgeist und dem unbedingten Selbsterhaltungswillen, ja dem täglichen Überleben, genauso spürbar wie der Zusammenhalt der Zivilbevölkerung. Ein Thema, über das ich schon oft und viel gelesen habe, das aber nie vergessen werden darf.

Das sehr aussagekräftige Cover passt hervorragend zum gerade Gelesenen. „Die Übersetzerin“ ist ein gelungenes Zeitzeugnis, das ich zu lesen angefangen habe, es dann aber nicht mehr weglegen konnte und wollte. Und darum spreche ich eine klare Leseempfehlung aus.