Rezension

Schlacht der Generationen

Magnolienschlaf - Eva Baronsky

Magnolienschlaf
von Eva Baronsky

Bewertet mit 4 Sternen

Die alte Wilhelmine lebt am Rande von Frankfurt. Sie ist pflegebedürftig, ihre Nichte, nur rudimentär am Wohlergehen ihrer Tante interessiert, besorgt eine preiswerte Fachkraft aus dem Ausland. Die junge Russin Jelisaweta taucht in der deutschen -nicht kümmern, lieber in den Urlaub fahren- Wohlstandsgesellschaft auf und bringt Wilhelmines Haushalt in Schuss. Zunächst zeigt sich Wilhelmine durchaus dankbar für die Hilfe, muss sich doch nicht mehr den vorwurfsvollen Ton ihrer Nichte im Haus ertragen. Doch schlagartig änderte sich das Verhältnis von Jelisaweta und Wilhelmine, als diese von der Herkunft ihrer Pflegerin erfährt kippt Wilhelmines Stimmung ins Tückisch, Brachiale ihrer Nichte. Eine Russin im Haus, eine unerträgliche Situation für die 91jährige Frau.

Jelisaweta zeigt sich nicht minder Konfliktgestählt, wer einmal ihre Vergangenheit durchlitten hat und wem eine Zukunft in mütterlicher, sowie landestypischer Trostlosigkeit vor sich hat, der wehrt sich wie eine gefangene Löwin, gegen die Anfeindungen einer Verrückten.

Ein Kleinkrieg entbrennt zwischen den beiden so unterschiedlichen Frauen, der aber gar nicht auf den unterschiedlichen Kulturen beruht, sondern auf persönlichen Erlebnissen tief in der Vergangenheit des Einzelnen.

Meinung:

Besonders positiv fallen bei diesem Roman die ausserordentlichen sprachlichen Fähigkeiten der Autorin auf, ihre Stilsicherheit, niemals verliert sie sich in Kitsch, sie versucht ihren Lesern nie zu gefallen, führt niemanden vor, setzt sehr geschickt ihr Handwerkszeug ein und brilliert durch feinsinnige Betrachtungen und knappe Formulierungen, gelegentlich allerdings unterbrochen von all zu harschen verwirrenden Rückblenden.

Sie bringt es dabei fertig eine ideale Balance zwischen Emotionen und lakonischer Schreibweise einzuhalten, was schon mal ein Kunststück ist. Denn man fühlt tatsächlich mit Wilhelmine und der etwas spröden Jelisaweta und zollt Eva Baronsky gleichzeitig den Respekt einer Autorin von Rang. Einzig inhaltlich könnte die Autorin noch einen Deut zulegen. Warum kein grösserer Stoff? Warum kein dicker Familienroman, als nächstes? Den würde ich kaufen wollen.

Magnolienschlaf, ein gutes Buch, keine Frage.